Sozialverträglicher Computer-Kauf – Interesse der Behörden wächst

Augen auf beim Computerkauf: Globalisierungskritiker wollen deutsche Behörden dazu bringen, bei der Beschaffung von Büro- und Kommunikationstechnik nicht nur die Finanzen im Blick zu haben, sondern soziale und ökologische Kriterien anzulegen.

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  • dpa

In einem von drei Workshops auf der Tagung diskutierten die IT-Beschaffer von Universitäten, Bundes- und Landesbehörden über Wege zum Einkauf fairer Hardware

In deutschen Behörden wächst nach Einschätzung des globalisierungskritischen Eine-Welt-Netzwerks die Bereitschaft, bei der Technikbeschaffung soziale und ökologische Kriterien stärker zu berücksichtigen. "Die geänderten Vergaberichtlinien kommen jetzt in den Ämtern an. Der Informationsbedarf ist merklich gewachsen. Zum Beispiel, wie Produktionsbedingungen etwa für Computer weltweit verlässlich kontrolliert werden können", sagte Netzwerk-Aktivist Alexis Schwartz am Freitag zum Abschluss einer zweitägigen Konferenz zur sozialverträglichen Beschaffung von IT-Hardware in Schwerin.

Zu den rund 80 Teilnehmer aus Deutschland, Tschechien, Belgien, den USA, Kenia und Schweden gehörten Mitarbeiter aus Landes- und Bundesministerien sowie Vertreter von Nichtregierungsorganisationen und Computerherstellern. Laut Schwartz hat sich seit der ersten vom Eine-Welt-Netzwerk veranstalteten Fachkonferenz 2012 in Norderstedt bei Hamburg der Anteil der Behördenvertreter drastisch erhöht.

Kevin Slaten von China Labor Watch berichtet über Arbeitsrechtsverletzungen in China.

"Sie suchen den Dialog mit Produzenten und Kontrolleuren wie Electronics Watch oder China Labor Watch", sagte Schwartz. Die Konferenz habe gezeigt, dass mehr Transparenz nur auf Druck der Kunden hergestellt werden könne. Insbesondere in Asien und Afrika werde häufig unter fragwürdigen sozialen und ökologischen Bedingungen produziert.

Die Offenlegung der Produktionsketten von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung von Komponenten bis hin zur Montage müsse einen größeren Stellenwert erhalten, forderte auch Diana Lantzen. Sie vertrat in Schwerin die Interessen von Nager IT aus Bichl bei München. Dort werden nach dem Prinzip des Fair Trade Computermäuse hergestellt. "Wenn es ein kleiner Verein schafft, seine Lieferbeziehungen weitgehend offenzulegen, weshalb dann nicht auch ein milliardenschwerer Konzern", fragte Lantzen. Ihren Angaben zufolge wurden bislang 4500 dieser "fairen Mäuse" hergestellt und zum Großteil auch verkauft.

Die Bereitschaft, ökologische und soziale Kriterien bei der Auftragsvergabe zu berücksichtigen sei groß, sagte Anja Vanselow vom Landesbeschaffungsamt in Schwerin. "Doch wir müssen uns bislang auf die Zusagen der Anbieter verlassen. Für Kontrollen haben wir keine Kapazitäten", sagte Vanselow. Deshalb sei die Kooperation mit unabhängigen Kontrollorganisationen ein denkbarer Weg. Das Amt bestellt laut Innenministerium für alle Ressorts pro Jahr Technik und Ausrüstung im Wert von rund 25 Millionen Euro. Dazu komme noch die zentrale IT-Beschaffung durch das landeseigene Datenverarbeitungszentrum.

Die öffentliche Hand kauft laut Schwartz bundesweit jedes Jahr Computertechnik für mehrere Milliarden Euro. Durch bewusste Kaufentscheidungen könnten die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der weltweiten Elektronikbranche verbessert werden, betonte er.

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(axk)