Alte Bekannte bei den Schweizer Big Brother Awards

Am Samstagabend wurden in Bern die diesjährigen Schweizer Big Brother Awards verliehen, unter anderem an die bereits 2006 "ausgezeichnete" Versicherung CSS. In der kommenden Woche werden die Negativpreise in Deutschland und Österreich vergeben.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Schweiz wurden in einer feierlichen Zeremonie am Samstagabend die Big Brother Awards 2008 vergeben. Den Preis – ein "formschöner Betonpokal" – erhielten die Staatsanwaltschaft Basel, das Sicherheitsunternehmen Securitas und die Krankenkasse CSS. Den Publikumspreis namens Winkelried Award, der Bemühungen um den Datenschutz würdigt, gewann eine Luzerner Bürgerinititaive gegen Videoüberwachung. Er wurde live auf der Preisgala in der Berner Reitschule ermittelt.

In der Kategorie "Staat" gewann gegen 27 weiteren Nominierungen die Staatsanwaltschaft Basel für ihre Fachgruppe 9, die für den Staatsschutz zuständig ist. Die Gruppe sammelte Informationen über Basler Ratsmitglieder türkischer Herkunft und gab sie an den Schweizer Staatsschutz DAP (Dienst für Analyse und Prävention) weiter. Nachforschungen des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten ergaben, dass Daten von zwei ausgeforschten Politikern in der Staatsschutzdatenbank ISIS gespeichert sind.

In der Kategorie "Business" gewann die Securitas-Gruppe. Ihre Abteilung "Investigation Services" hatte nach einem Bericht des westschweizer Fernsehens einen Informanten in die Lausanner Ortsgruppe des Attac-Bündnisses eingeschleust. Angeblich soll die Bespitzelung der Globalisierungskritiker im Auftrag des Nestlé-Konzerns erfolgt sein, was Securitas allerdings bestreitet.

In der Kategorie "Arbeitsplatz" gewann die Krankenversicherung CSS, die bereits 2006 einen ersten Preis ergatterte. Preiswürdig war diesmal die sogenannte "Absenzen-Kontrolle", eine Dienstleistung der CSS, die bereits von 30 Firmen genutzt wird. Dabei werden krankgeschriebene Mitarbeiter eines Auftraggebers von CSS kontaktiert und zu Hause besucht, um für Unternehmen "planerische Transparenz" zu schaffen.

Den Preis für sein Lebenswerk erhielt Kurt Trolliet, ein Staatsschutzbeamter, der zwei Journalisten unter Berufung auf das Gesetz "Maßnahmen zur Wahrung der Inneren Sicherheit" verhaften ließ. Nachforschungen von Datenschutzbeauftragten ergaben, dass die Maßnahme erfolgte, weil die Journalisten über geplante Aktionen gegen das Weltwirtschaftsforum berichtet hatten.

Den Publikumspreis Winkelried Award gewann die Bürgerinitiative Luzern für Alle, die unter dem Motto "Wer stört hier wen?" eine Kampagne gegen die Videoüberwachung am Bahnhofsplatz in Luzern durchführt und sich in einem Referendum gegen einen "Wegweisungsartikel" im Polizeigesetz engagierte. Er soll die gesetzliche Grundlage dafür abgeben, junge Leute von öffentlichen Plätzen zu verweisen, wenn sie das Image von Luzern stören und damit die Kampagne Luzern glänzt sabotieren.

Mit der Verleihung in der Schweiz ist die diesjährige Big-Brother-Saison eröffnet. Am kommenden Freitag werden in Bielefeld die deutschen Gewinner bekannt gegeben, tags darauf folgen die österreichischen Preise. (Detlef Borchers) / (vbr)