Bitcoin-Börse Mt. Gox verschwindet vom Radar - und die Bitcoins der Kunden

Die ehemals größte Bitcoin-Börse der Welt, der japanische Handelsplatz Mt. Gox, ist wie vom Erdboden verschluckt. Und mit ihm die Bitcoins der Kunden. Es gibt Spekulationen, die Börse sei aufgekauft worden, und Gerüchte, sie sei pleite.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel

Der Quelltext von mtgox.com

Mt. Gox, seinerzeit die größte Bitcoin-Börse der Welt, ist spurlos aus dem Internet verschwunden. Die Webseite der japanischen Firma ist zwar noch online, aber komplett leer und alle Nachrichten im Twitter-Account des Bitcoin-Handelsplatzes wurden ebenfalls gelöscht.

Beim Zugriff auf die Wallet-Software bekommen Kunden die Meldung, dass der Handel an der Börse ausgesetzt sei. Diese fürchten nun um den Verbleib ihres Krypto-Geldes. Auf Anfragen zum Handelsstop hat Mt. Gox bis jetzt nicht geantwortet. Die Bitcoin Foundation gab bekannt, dass Firmenchef Mark Karpelès seinen Sitz im Vorstand der Organisation zurückgegeben habe.

Bitcoin, die digitale Währung

Die virtuelle Währung Bitcoin auf dem Weg ins reale Leben: An speziellen Börsen kann man Bitcoins kaufen und verkaufen, diverse Online-Händler und Läden akzeptieren Bitcoins als Zahlungsmittel, erste Bitcoin-Geldautomaten werden aufgestellt.

Schaut man sich den Quellcode der Webseite mtgox.com genauer an, steht dort der HTML-Kommentar <!-- put announce for mtgox acq here -->, was darauf hindeutet, dass die Börse gekauft wurde ("acq" ist kurz für "acquisition", zu Deutsch "Übernahme"). Auch soll der Geschäftsführer von Mt. Gox die Domain gox.com gekauft haben.

Auf Twitter kursiert mittlerweile ein Dokument mit neuem Branding, welches auf die gox.com-Domain hinweist. Dieser "Krisenstrategie-Entwurf" sieht vor, Mt. Gox für einen Monat stillzulegen und mit einer neu gestalteten Homepage unter neuem Markennamen wieder online zu nehmen. Laut dem Dokument sollte dieser Plan bis zum heutigen Dienstagmorgen japanischer Zeit abgeschlossen sein.

Das Dokument, dessen Echtheit nicht verifiziert werden konnte, enthält ebenfalls die Behauptung, dass die Bitcoin-Börse 744,000 Bitcoins durch den Transaction-Malleability-Bug verloren habe. Das entspricht nach aktuellem Umrechnungskurs ungefähr 284 Millionen Euro.

Es gab in den vergangenen Wochen immer wieder Gerüchte, dass der Handel bei Mt. Gox stillgelegt worden sei, weil die Börse um eine große Zahl an Bitcoins betrogen wurde und nun die Schulden an ihre Kunden nicht mehr decken könne. Berichte, man sei in die alten, kleineren Firmenbüros zurückgezogen, nährten diese Spekulationen.

In einer gemeinsamen Erklärung anderer Bitcoin-Handelsplätze hieß es, der Vertrauensbruch, den Mt. Gox bei seinen Kunden verursacht habe, sei allein Schuld des Betreibers. Bitcoin sei weiterhin eine vertrauenswürdige Währung. Außerdem bezeichnet die Erklärung Mt. Gox als einen der "kriminellen Akteure" der Bitcoinlandschaft, die unbedingt entfernt werden müssten. "Und genau das sehen wir hier", heißt es weiter.

Aktuell fällt der Bitcoin-Kurs auf fast allen Handelsplätzen deutlich.

[Update 25.02.2014 18:18]:

Mittlerweile gibt es auf mtgox.com eine kurze, gelinge gesagt wenig aussagekräftige Mitteilung der Betreiber von Mt. Gox:

"Angesichts der jüngsten Berichte und der potenziellen Auswirkungen auf den Betrieb von Mt. Gox und auf den Markt, haben wir entscheiden, bis auf weiteres alle Transaktionen auszusetzen, um die Site und unsere User zu schützen. Wir werden die Situation genau beobachten und entsprechend handeln." ("In light of recent news reports and the potential repercussions on MtGox's operations and the market, a decision was taken to close all transactions for the time being in order to protect the site and our users. We will be closely monitoring the situation and will react accordingly.")

Ansonsten ist die Site der Bitcoin-Börse weiterhin leer und ohne Funktion. (fab)