BMW baut Mini mit reinem Elektroantrieb

Um Erfahrungen mit E-Mobilen im Alltagsbetrieb zu sammeln, verleast BMW 500 "MINI E" mit Lithium-Ionen-Technik an ausgewählte Kunden in den USA. Der Kleine ist spurtstärker als der Mini One mit Benzinantrieb.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Ein stilisierter Netzstecker ist das Erkennungsmerkmal des Mini ohne Auspuff.

(Bild: BMW AG)

BMW legt eine Kleinserie des Mini mit reinem Elektroantrieb auf: Bis zum Jahresende wollen die Münchner eine Flotte von rund 500 Mini E produzieren, die ihre Antriebsenergie aus Lithium-Ionen- (Li-Ion-)Batterien beziehen. Die Autos werden im Leasingverfahren an ausgewählte Privat- und Firmenkunden in den US-Bundesstaaten Kalifornien, New York und New Jersey gehen. Erstmals offiziell vorgestellt wird der Elektroflitzer auf der Los Angeles Auto Show am 19. und 20. November 2008.

Der E-Mini wird von einem 150 kW starken Elektromotor angetrieben, der ein maximales Drehmoment von 220 Newtonmetern über ein einstufiges Stirnradgetriebe an die Vorderräder schickt. Das Auto beschleunigt in 8,5 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit des Mini E wird elektronisch auf 152 km/h oder 95 mph (Meilen pro Stunde) begrenzt.

Anstelle der hinteren Passagiere ist die Akkueinheit mit insgesamt 5088 Li-Ion-Zellen untergebracht.

(Bild: BMW AG)

Die Reichweite des Mini E liegt laut BMW bei über 240 Kilometern. Allerdings nehmen die Akku-Packs den gesamten Raum der Rücksitzbank ein: Dort befinden sich drei Batterieelemente mit insgesamt 5088 Li-Ion-Zellen, die in 48 Modulen zusammengefasst sind. Die Gesamtkapazität des Energiespeichers beträgt 35 kWh, seine Nominalspannung 380 Volt Gleichstrom. BMW gibt die Energiemenge für "eine vollständige Wiederaufladung" der Batterie mit maximal 28 kWh an – im Fahrbetrieb wird sie also um maximal 80 Prozent entladen.

Im Stadtverkehr können laut BMW drei Viertel aller Verzögerungsvorgänge ohne Hilfe der Bremsen absolviert werden. In diesen Situationen arbeitet der Elektromotor als Generator und wandelt überschüssige Bewegungsenergie in elektrischen Strom um, der in die Antriebsbatterie eingespeist wird. Allein diese "Rekuperationsgewinne" steigern laut Hersteller die Reichweite abhängig vom Fahrprofil um bis zu 20 Prozent. Dem Mini genügt eine Kilowattstunde für eine Distanz von bis zu 5,4 Meilen, was einem Stromverbrauch von 11,5 kWh auf 100 Kilometer entspricht. Weitere Informationen und Abbildungen zum Fahrzeug finden sich im Beitrag Mini ohne Auspuff auf heise Autos.

Die Ladezeit des Stromspeichers ist BMW zufolge eng an die im Versorgungsnetz herrschende Spannung und verfügbare Stromstärke gebunden. Zum Ausstattungsumfang jedes Mini E gehört eine sogenannte "Wallbox", die fest in der Garage oder einem vergleichbaren Stellplatz mit ausreichender Stromversorgung fest installiert wird. Innerhalb von zweieinhalb Stunden an der Wallbox sei die Batterie wieder aufgeladen, verspricht BMW. Alternative Lademöglichkeiten sieht der Hersteller nicht vor.

Diese eingeschränkte Auflademöglichkeit mag für einen ausgewählten Kundenkreis akzeptabel sein, doch zeigt sie auf, wie weit die Vision von der Elektro-Mobilität noch von der Realität entfernt ist. Den Durchbruch könnte ein Netz genormter "Elektrotankstellen" bringen, wie es zum Beispiel Daimler und RWE in Berlin testen.

Einen anderen Weg geht der US-Autoriese General Motors (GM). Sein für das kommende Jahr angekündigter Personenwagen Chevy Volt kann eine bestimmte Strecke weit emissionsfrei fahren, ist aber zusätzlich mit einem "Range Extender" ausgestattet, sprich einem benzingetriebenen Generator, der dem Auto bei Bedarf zusätzliche Reichweite verleiht. GM will den Konsumenten in den USA die nach Einschätzung des Konzerns verbreitete Angst nehmen, mit leerem Akku ohne Nachlademöglichkeit "in the middle of nowhere" liegen zu bleiben. (ssu)