MWC

Facebook und WhatsApp auf Partnersuche

Die Beziehung von Diensteanbietern wie Facebook oder WhatsApp und der Mobilfunkbranche ist nicht ungetrübt. Auf dem Mobile World Congress kommen sich beide Seiten entgegen und loten Chancen für weitere Partnerschaften aus.

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Messaging mit WhatsApp und die Alternativen

Die Übernahme von WhatsApp durch Facebook war ein Paukenschlag - und führte bei vielen Annwendern zu Überlegungen, ob es denn Alternativen zu dem äußerst beliebten Messaging- und Chat-System gibt. Vor allem End-to-End-Verschlüsselung kann ein gewichtiges Argument für den Wechsel sein.

Erst Jan Koum, dann Mark Zuckerberg: Die Auftritte der beiden US-Unternehmer auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona am Montag waren das Tagesgespräch. Denn es ist keineswegs selbstverständlich, dass die CEOs von WhatsApp und Facebook auf dem Jahrestreffen der Mobilfunkbranche mit offenen Armen empfangen werden. Denn sie stehen für ein Problem, mit dem sich die Netzbetreiber erst langsam arrangieren mussten: OTT.

"Over the top" steht für Dienste, welche die Netze belasten, die Anforderungen an Bandbreiten erhöhen und Investitionen der Netzbetreiber erfordern, während die Profite alleine beim Diensteanbieter hängenbleiben. Unter Netzbetreibern genießt OTT daher keinen besonders guten Ruf. Etwas unterkühlt war dann auch die Reaktion des MWC-Publikums im vollbesetzten großen Konferenzsaal, als Jan Koum einen Sprachdienst für WhatsApp ankündigte – und damit nach der Attacke auf die lukrative SMS weiter im Kerngeschäft der Carrier wildert.

Inzwischen hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass die OTT-Player gekommen sind, um zu bleiben. Die Branche öffnet sich und holt die OTT-Anbieter als Partner mit ins Boot. Als erster Mobilfunker hat E-Plus sich mit WhatsApp zusammengetan, der Messenger wird in Deutschland bald auch als Mobilfunkprovider reüssieren. Koum zeigte sich in Barcelona darüber hinaus für weitere Partnerschaften mit Netzbetreibern offen.

Mark Zuckerberg versucht's bei den Netzbetreibern mit einer Charmeoffensive.

(Bild: GSMA/Howard Sayer )

Auch Zuckerberg ist in Barcelona auf Partnersuche. Von weiteren Übernahmen will er nach dem spektakulären WhatsApp-Deal vorerst nicht mehr sprechen. "Wenn du gerade ein Unternehmen für 16 Milliarden Dollar gekauft hast, ist es wahrscheinlich einstweilen genug", sagte der Facebook-Chef am Montag auf dem MWC und verteidigte den hohen Kaufpreis, der mit Aktienpaketen für das Whatsapp-Team noch auf 19 Milliarden steigen dürfte: "WhatsApp ist schon an sich mehr als das wert."

Der Facebook-Gründer warb in Barcelona um Unterstützung für sein Projekt Internet.org, mit dem Zuckerberg Menschen in Entwicklungsländern ins Netz holen möchte. Von der Idee, Menschen in Entwicklungsländern den Zugang zu Diensten wie Facebook, Wikipedia oder wichtigen Informationen kostenlos anzubieten, sollen am Ende auch die Netzbetreiber profitieren: Die Nutzung populärer Dienste mache ihnen aber Appetit auf mehr und werde sie zu Kunden mit Daten-Tarifen machen, zeigte Zuckerberg sich überzeugt.

"Ich hoffe, wir können in den kommenden zwei, drei Jahren beweisen, dass unser Modell funktioniert", sagte der Facebook-Gründer. Derzeit seien nur 2,7 Milliarden Menschen im Internet. Er erwarte, dass mit Hilfe von Internet.org ein großer Teil der restlichen Erdbevölkerung online gebracht werden könne.

Damit nimmt Facebook einen Markt ins Visier, den auch die auf dem MWC versammelte Mobilfunkbranche schon fest im Blick hat: In Barcelona dreht sich alles darum, die nächste Milliarde Menschen ins Netz zu holen, mit Geräten zu versorgen und zu Kunden zu machen. Der Mobile World Congress ist eine Messe: Es geht nur ums Geschäft. (vbr)