Exoplaneten-Entdeckung: Die Milchstraße füllt sich

Von einem Tag auf den anderen hat sich die Zahl der bestätigten Exoplaneten fast verdoppelt – dank des Erfindungsgeists bei der Auswertung gesammelter Daten. Nicht auszudenken, was die Teleskope finden werden, die demnächst starten.

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Noch sind zumeist auf Illustrationen von Exoplaneten angewiesen

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Mit einem Schlag ist die Zahl bekannte Exoplaneten von 1000 auf rund 1700 hochgeschnellt, hat sich also fast verdoppelt. Das ist ein Durchbruch, der die Erforschung des Weltraums hoffentlich beflügelt. Gleichzeitig verdeutlicht die Massenverifizierung wieder einmal den Erfindungsreichtum der Forscher. Gelingt es ihnen doch schon regelmäßig, bereits vor Jahren gesammelte Daten auf andere Art auszuwerten und neue Einsichten zu gewinnen. Und dabei beschränkt sich die Kreativität nicht nur auf die Forscher, planen Ingenieure doch derzeit ähnlich einfallsreich, das Weltraumteleskop Kepler wieder in Betrieb zu nehmen.

Nun haben die Astronomen also in dem eng begrenzten Sichtfeld von Kepler Hunderte Systeme mit mehreren Planeten gefunden, die unserem Sonnensystem mindestens rudimentär ähneln. Und weil sie dabei auf die sogenannte Transitmethode angewiesen sind, konnten sie nur fündig werden, wenn die Planeten genau zwischen ihrem Stern und Kepler vorüber wandern. In wie viel mehr Planetensystemen ist das aber unmöglich, weil die Planeten auf anderen – für die Beobachtung ungünstigeren – Bahnen unterwegs sind?

Verifizierung von Exoplaneten (10 Bilder)

Tausende Planetenkandidaten

Ende 2013 gab es mehr als 3600 Kandidaten für Exoplaneten (Bild: NASA)

Klar ist, angesichts von rund 100 Milliarden Sonnen in der Milchstraße harren noch jede Menge Exoplaneten ihrer Entdeckung. Und darunter werden auch unzählige sein, die der Erde ähneln und Leben wie hier ermöglichen. Bereits im November hatte eine statistische Analyse der Kepler-Daten ergeben, dass allein in der Milchstraße mehr als zwei Milliarden Planeten existieren dürften, die ihren Stern in einer Entfernung umkreisen, die flüssiges Wasser auf der Oberfläche ermöglicht.

Ein Kommentar von Martin Holland
Ein Kommentar von Martin Holland

Martin Holland schreibt seit 2012 für heise online und c't. Lange Zeit beschäftigte er sich vor allem mit den NSA-Enthüllungen des Edward Snowden und deren Folgen. Nachdem die längst Geschichte sind, haben sich neben weiteren IT-Themen, vor allem auch zu gesellschaftlichen Folgen von Internet, Social Media, Künstlicher Intelligenz & Co. schließlich Astronomie und Raumfahrt als wichtige Schwerpunkte etabliert.

Um die zu finden, werden derzeit gleich mehrere Missionen vorbereitet. So ist das ESA-Teleskop Gaia bereits unterwegs und Cheops (CHaracterising ExOPlanets Satellite) soll ab 2017 vergleichsweise nahe Exoplaneten erforschen. 2018 dann soll für die NASA das Weltraumteleskop TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite) starten. Im Gegensatz zu Kepler, das nur einen ganz bestimmten, sehr kleinen Ausschnitt des Sternenhimmels erforscht, wird TESS den ganzen Himmel durchsuchen. Wieder ein Jahr später soll dann das James Webb Space Telescope starten, das auch in der Lage sein wird, ferne Planeten zu erforschen. Und erst vor wenigen Tagen hat die ESA die Mission PLATO (Planetary Transits and Oscillations of stars) genehmigt, mit der ab 2024 bei rund einer Million Sternen nach Exoplaneten gesucht werden soll.

All diese Instrumente werden neue Daten liefern und neue Forschungsziele, die dann auch von der Erde aus genauer untersucht werden können. Wie Keplers Daten, werden die dabei gesammelten Informationen jahrelang untersucht werden und immer neue Erkenntnisse über unsere Galaxie liefern. Dabei werden sie wohl die Feststellung untermauern, dass unser Sonnensystem keineswegs ein Sonderfall ist, sondern eher eines unter unzähligen, die sich ähneln. Auch wenn daraus in absehbarer Zeit keine Reiseziele werden dürften, weckt das doch zumindest die Fantasie und die Lust, mal wieder zu einem guten Science-Fiction-Buch zu greifen.

Exoplaneten (19 Bilder)

Nächste Verwandte

Die bislang erdähnlichsten Exoplaneten – bestätigt und unbestätigt (*) – in einer habitablen Zone.
(Bild: PHL @ UPR Arecibo)

(mho)