Legale Musik-Downloads boomen nach Umsetzung des EU-Urheberrechts in Schweden

In der kurzen Zeit nach Inkrafttreten der EU-Urheberrechtsrichtlinie hat ein skandinavischer Plattform-Betreiber für Online-Musik-Shops doppelt so viele Musikdownloads wie in den Wochen zuvor registriert.

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Die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Durchsetzung Geistiger Eigentumsrechte (IPRED) hat in Schweden offenbar nicht nur zu weniger Datenverkehr geführt, sondern auch legale Musikdownloads angefeuert. In der Woche nach der Einführung des neuen EU-Rechts Anfang April hätten sich die Musikverkäufe im Vergleich zu den Vorwochen verdoppelt, erklärte der Geschäftsführer eines Plattformanbieters für Online-Musik-Shops gegenüber der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Die EU-Richtlinie erlaubt Rechteinhabern per Gerichtsbeschluss Zugriff auf die Daten von Nutzern, die urheberrechtlich geschütztes Material tauschen.

Inprodicon stellt die Download-Plattform für verschiedene Online- und Mobilshops in Skandinavien. Laut Unternehmensangaben läuft etwa die Hälfte der Musikdownloads in Schweden über die Plattform des Anbieters. Die Verdoppelung der Verkaufszahlen sei eine signifikante Entwicklung, meinte Inprodicon-Geschäftsführer Klas Brännström. Zwar wisse er nicht genau, ob der Boom alleine auf die neue Gesetzeslage zurückgeführt werden könne, doch sei der Anstieg auch in Anbetracht des ohnehin starken Wachstums im Segment bemerkenswert. Genaue Zahlen wollte das Unternehmen nicht nennen.

Beim schwedischen Provider Netnod war der Datenverkehr nach Inkrafttreten der Richtlinie spürbar gesunken. Vertreter der schwedischen Piraten-Partei sehen darin eine vorläufige Reaktion auf die neue Rechtslage. Der Datenverkehr dürfte wieder ansteigen, wenn die Tauschbörsennutzer auf anonyme Verfahren umgestiegen sind. Die Macher des berüchtigten Torrent-Tracker "The Pirate Bay" etwa hatten dafür einen eigenen VPN-Dienst angekündigt, der bereits auf großes Interesse stößt. (vbr)