Radio bleibt beliebtes Medium, verliert aber junge Nutzer

Auch in Zeiten von MP3-Playern und Multimedia-Handys bleibt das Radio bei vielen Menschen ein gern genutztes Medium. Unter anderem die zunehmende Verbreitung von Gewinnspielen zu Lasten etwa von Musik vergraule besonders junge Hörer.

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Von
  • JĂĽrgen Kuri

Auch in Zeiten von MP3-Playern und Multimedia-Handys bleibt das Radio bei vielen Menschen beliebt. Einzig junge Nutzer unter 24 Jahren kehren dem Medium den Rücken, wie eine in der von der ARD herausgegebenen Fachzeitschrift Media Perspektiven veröffentlichte Analyse ergab. 79 Prozent der Menschen ab 14 Jahren in Deutschland schalten täglich das Radio an, schreibt Autor Ulrich Neuwöhner mit Verweis auf die neueste Radio-Studie der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (AG.MA). Das sind lediglich drei Prozentpunkte weniger als vor sieben Jahren, womit das Radio insgesamt ein "massenattraktives Medium" bleibe.

Den Radiosendern gelinge es, Hörer über 24 Jahre mit thematisch speziellen Programmen an sich zu binden. Beispiele dafür seien etwa Infowellen und Sender mit Oldie-Musik. Für das Radio spreche zudem, dass es im Gegensatz zum Fernsehen oder Internet nach wie vor die Freiheit lasse, nebenbei andere Dinge zu erledigen.

Bei Menschen unter 24 Jahren sank der Anteil der täglichen Radionutzer von 81 auf 71 Prozent, bei jungen Frauen gar von 84 auf 73 Prozent. Das liege unter anderem daran, dass der Musikanteil bei vielen Sendern zugunsten von Gewinnspielen zurückgehe: Programmanalysen hätten gezeigt, dass vor allem in der Primetime am Morgen verstärkt auf Gewinnspiele gesetzt werde. Musikanteil, Moderation und Unterhaltung würden den Gewinnspielen untergeordnet. Von dieser Änderung sei auch der Musikanteil im Programm betroffen; Radiohörer erwarteten einen Musikanteil von durchschnittlich 70 Prozent, die jungen Nutzer sogar von 80 Prozent. Teilweise aber erreichten die Sender etwa in der Primetime am Morgen, also zwischen sechs und neun Uhr, nur noch Musikanteile von unter 50 Prozent.

Gerade die Musik sei jungen Hörern jedoch sehr wichtig. Daher griffen viele von ihnen mittlerweile auf andere Musikmedien wie MP3-Player und Multimedia-Handys zurück. Um junge Nutzer zurückzugewinnen, müssten Sender individuell nutzbare Inhalte anbieten. Erfolgversprechend seien insbesondere Podcasts.

Für die der Analyse zu Grunde liegende Studie "MA 2008 Radio I" waren laut dpa bundesweit 64.818 Bürger im Alter von mindestens 14 Jahren zu ihren Hörgewohnheiten befragt worden. Die Ergebnisse wurden auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet. (jk)