Privatsender bereiten sich auf HDTV-Ausstrahlung vor

Während sich ProSiebenSat.1 bereits für einen HDTV-Neustart im kommenden Jahr entschieden haben soll, richtet RTL derzeit immerhin schon einmal ein "HD ready"-Sendezentrum ein.

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Von
  • Nico Jurran

Der Privatsender RTL richtet in Köln zurzeit ein für die Ausstrahlung hochaufgelöster Fernsehbilder (HDTV) geeignetes Sendezentrum ein, das bis zum Herbst 2009 fertiggestellt sein soll. Dies berichtet "Der Kontakter" in seiner aktuellen Ausgabe. Weiterhin will das Branchenmagazin erfahren haben, dass auch ProSiebenSat.1 wieder in High Definition senden will – und zwar bereits 2010. Die Sendergruppe hatte die frei empfangbaren Kanäle "ProSieben HD" und "Sat.1 HD" am 26. Oktober 2005 als erste kommerzielle deutsche HDTV-Sender (mangels entsprechender Empfangsgeräte praktisch ohne Zuschauer) gestartet, im Februar 2008 dann aber wieder eingestellt. Wann RTL tatsächlich mit der Ausstrahlung seines Programms in HDTV beginnen wird, ist hingegen noch nicht bekannt.

Wirklich überraschend kommen die Ankündigungen nicht: RTL zieht derzeit (mit einiger Verspätung) innerhalb Kölns um, konkret von der Aachener Straße in die alten Rheinhallen in Deutz, die zu diesem Zweck umgebaut wurden. Die neuen Studios werden nun natürlich mit zeitgemäßer Technik ausgestattet – was aktuell "HD ready" bedeutet. ProSiebenSat.1 hatte wiederum bereits bei der oben angesprochenen Abschaltung seiner HDTV-Kanäle mitgeteilt, dass man ab dem Jahr 2010 "über einen dritten digitalen Satellitentransponder und eigene Kapazitäten für HD-Programme" verfüge. Die interessantere Frage ist daher, ob die beiden Sendergruppen (zum Start) ihre Hauptprogramme parallel in High Definition ausstrahlen werden oder HD-Kanäle mit ausgewählten Inhalten einrichten. Nachdem sowohl die RTL-Gruppe als auch ProSiebenSat.1 in der jüngeren Vergangenheit nur noch Pay-TV-Angebote (wie "RTL Crime" oder "Sat.1 Comedy") neu gestartet haben, darf man an einem frei empfangbaren HDTV-Angebot der Sender zumindest zweifeln.

Abzuwarten bleibt zudem, inwieweit sich das digitale Kabelfernsehen (DVB-C) bei der HDTV-Übertragung gegen das digitale Satellitenfernsehen (DVB-S/S2) und das Fernsehen aus der (V)DSL-Dose (IPTV) wird behaupten können. Kabel Deutschland teilte auf Nachfrage von c’t jüngst mit, dass man für die zu erwartende Einspeisung neuere Premiere-HDTV-Kanäle technisch gerüstet sei. Aktuell findet man im Netz des Providers lediglich die Premiere-HDTV-Sender Premiere HD und Discovery HD. Der bislang ebenfalls verfügbare HDTV-Kanal Anixe HD ist aufgrund technischer Probleme nicht empfangbar, seit er seine Astra-Transponderfrequenz gewechselt hat. Anixe-HD-Geschäftsführer Emmanouil Lapidakis äußerte im Interview mit dem Branchenblatt "Digitalmagazin" seine Hoffnung, dass "die Technik in vier bis sechs Wochen soweit sein wird".

Der Hessische Rundfunk (HR) hat währenddessen für die in Vorbereitung auf den HDTV-Regelbetrieb (startet zu den Olympischen Winterspielen im Februar 2010) ein Playout-Center von Thomson-Tochter Grass Valley erworben. Der HR betreibt den sogennnten "ARD-Stern", über den das Sendematerial der verschiedenen Sendeanstalten der ARD läuft. Das neue elektronische Sendezentrum soll erstmals bei der testweisen High-Definition-Übertragung der Leichtathletik-WM vom 15. bis 23. August 2009 zum Einsatz kommen. (nij)