Roboter hilft autistischen Kindern

Ein europäisches Forscherteam hat einen Roboter entwickelt, der autistische Kinder spielerisch aus ihrer Isolation locken soll. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

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Ein europäisches Forscherteam hat einen Roboter entwickelt, der autistische Kinder spielerisch aus ihrer Isolation locken soll. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 05/09 (seit dem 16. 4. am Kiosk oder portokostefrei online zu bestellen). Der noch namenlose Prototyp soll im Herbst durch ein Serienmodell abgelöst werden, das an Schulen und therapeutische Einrichtungen verkauft werden soll. Die Europäische Kommission hatte das Forscherteam dafür im Projekt IROMEC (Interactive RObotic social MEdiators as Companions) mit 3,2 Millionen Euro ausgestattet

Projektleiter Gernot Kronreif vom österreichischen Produktions- und Automationsforschungsunternehmen Profactor ist zufrieden: „Bei dem Test konnten wir gut sehen, dass wir mit dem Prototyp auf dem richtigen Weg sind.“ Jungen wie Mädchen wurden in Bewegung versetzt, folgten dem Gerät und fassten es an. Die Forscher haben verstärkt nonverbale Kommunikation beobachtet: Die Kinder nahmen sich an die Hand, lachten, klatschten und tauschten Blicke aus.

Von einem therapeutischen Nutzen will Kronreif jedoch partout nicht sprechen, obwohl die britischen Projektpartner genau das zum obersten Ziel erklären und längst den Begriff eines „Therapie- und Bildungsroboters“ verbreiten. Ihrer Meinung nach soll das Spielzeug die Entwicklung der Kinder beschleunigen. Eines Tages könnte es so zum Instrument einer robotergestützten Behandlung von Autismus und Bewegungsstörungen reifen. „Wir haben noch keine klinische Studie, die beweist, dass Roboter helfen. Aber wir haben überzeugende und ermutigende Hinweise aus sechs Jahren Forschung mit Schulkindern, die zeigen, dass Roboter ein großes Potenzial dazu haben“, sagt Kerstin Dautenhahn, Professorin für künstliche Intelligenz an der Universität im britischen Hertfordshire.

Im Sommer bekommt der Roboter noch zwei Arme. Dann sollen Imitationsspiele einstudiert werden, die sich bei Kaspar bewährt haben. Die Maschine winkt, der Mitspieler winkt zurück, beide klatschen abwechselnd. Nachahmen gilt als zentrales Element des Lernens – und insbesondere autistischen Kindern fällt es leichter, einen Roboter zu imitieren als einen Menschen. Bleibt die Frage, ob das neue Hightech-Spielzeug nach Ablauf des IROMEC-Projektes in einem Winkel des Wiener Labors verschwinden wird. Entrüstet reagiert Kronreif: „Nein, nein, wir haben die konkrete Absicht, das System zu verkaufen“ – und zwar an Pflegeheime, Schulen und Behindertenwerkstätten. Schon in den nächsten Wochen werde der Roboter vervielfältigt und parallel in fünf Ländern getestet. Über den Verkaufspreis hat sich der Projektleiter bereits Gedanken gemacht: maximal 10.000 Euro. „Schließlich ist der potenzielle Käuferkreis finanziell nicht gerade üppig ausgestattet“, gibt er zu bedenken. ( Susanne Donner) / (wst)