PDC: Microsoft stellt neuen Anwendungsserver "Dublin" vor

Mit einem eigenen .Net-basierten Anwendungsserver unter dem Codenamen "Dublin" liefert Microsoft einen seit langem fehlenden Baustein in der .Net-Strategie nach.

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Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg

Auf der PDC 2008 stellte Microsoft erstmals den Anwendungsserver "Dublin" vor, der die Bereitstellung ("Hosting") von Diensten auf Basis der Windows Communication Foundation (WCF) und dienstbasierter Workflows auf Basis der Windows Workflow Foundation (WF) ermöglicht. Während es in der Java-Enterprise-Welt schon von Beginn an dedizierte "Application Server"-Produkte zur Bereitstellung von Diensten in verteilten System gab, bot Microsoft lange Zeit nur den rein HTTP-fähigen Internet Information Server und den veralteten COM+ Application Server an. Mit dem Internet Information Server 7.0 in Windows Vista und Windows Server 2008 öffnete Microsoft den IIS zwar unter dem Titel Windows Activation Service (WAS) für andere Protokolle wie TCP und Named Pipes, blieb jedoch Funktionen zur Verwaltung und Überwachung schuldig.

"Dublin", das diese Lücke schließt, ist implementiert als eine Erweiterung zum Internet Information Server (IIS). Es kümmert sich um den Start von Diensten und den Neustart im Fehlerfall, die Persistierung und Überwachung von Workflows sowie das regelbasierte Weiterleiten von eingehenden Nachrichten an verschiedene Dienste auf Basis ihres Inhalts.

Als Verwaltungswerkzeuge stehen PowerShell-Commandlets und eine grafische Benutzeroberfläche, die sich in die IIS-Verwaltungskonsole integriert, zur Verfügung. Wie bei der Verwaltungskonsole des Exchange Server 2007 erstmals gezeigt, stehen die Commandlets im Mittelpunkt und die grafische Benutzeroberfläche basiert auf diesen Commandlets.

Die Konsole erlaubt den Import/Export von Diensten sowie die Konfiguration von Datenbankanbindung und Überwachungsfunktionen. Aktive und persistierte Dienstinstanzen sind in der Konsole ebenso sichtbar wie die Ablaufverfolgungsinformationen, die WCF und WF erzeugen. Die Persistenzunterstützung verlangt einen Microsoft SQL Server. Die aus COM+ bekannten Transaktionsunterstützungs- und Sicherheitsfunktionen sind in "Dublin" zunächst nicht enthalten; dies kann man weiterhin nur auf WCF-Ebene steuern.

"Dublin" sieht Microsoft nicht als Teil des .Net Framework, sondern des Windows-Betriebssystems. Erscheinen soll es kurz nach dem .Net Framework 4.0 als Erweiterung zu Windows Vista und Windows Server 2008. In zukünftigen Betriebssystemen soll der Anwendungsserver direkt enthalten sein. Ob dies auch schon für Windows 7 zutrifft, hängt vom Zeitplan zu dessen Erscheinen ab, der noch nicht feststeht.

Teilnehmer der Vorstellung von "Dublin" stellten sich die Frage, ob diese Software den Microsoft Biztalk Server ersetzen wird. Dazu Produktmanager Dan Esher: "Es gibt Gemeinsamkeit von Biztalk und Dublin. Wir versuchen aber wirklich nicht, einen neuen Integrationsserver zu schreiben. Man müsste eine Menge selbst implementieren, um die Funktionalität von Biztalk in Dublin zu erreichen". Biztalk und Dublin haben Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Bereitstellung von Diensten. Dublin bietet aber weder EDI-Adapter noch die Abbildungsfunktionen für Daten- und Nachrichtenformate. Laut Microsoft-Insider David Chappell ist jedoch zu erwarten, dass die nächste Version von Biztalk Server auf "Dublin" aufsetzen wird. (Dr. Holger Schwichtenberg) (wm)