RoboCup German Open: Die Konkurrenz schläft nicht ...

... denn wenn die Halle den Teams die ganze Nacht zur Verfügung steht, dann wird das auch genutzt.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Ein FUmanoid-Roboter wird auf das erste Vorrundenspiel vorbereitet.

Mit den Grundfertigkeiten hapert es immer noch beim Nao, dem neuen Standardroboter beim RoboCup. Beim ersten Vorrundenspiel heute bei den RoboCup German Open auf der Hannover Messe waren die Zuschauer schon froh, wenn die zweibeinigen Roboter überhaupt ein paar Schritte wagten und dabei nicht hinfielen. Das Spiel der Nao Devils Dortmund gegen das Berliner Nao Team Humboldt ging denn auch verdient 0:0 aus. Der einzige Schuss aufs Tor, der den Dortmundern gelang, war ungültig, weil der Ball nach dem Anstoß noch nicht den Mittelkreis verlassen hatte.

Sehr viel sicherer wirkten dagegen die Roboter des Teams B-Human von der Universität Bremen, die danach gegen Kouretes von der Technical University of Crete antraten. Kouretes hatte bei der letzten Weltmeisterschaft den dritten Platz erreicht, wobei aber sehr viel Glück im Spiel war. Jetzt bewegten sich die Spieler kaum und schauten oft in die falsche Richtung, während die Bremer relativ schnell und zielstrebig zum Ball liefen und neun Tore schossen. Damit hat sich B-Human erst einmal in eine Favoritenrolle gekickt, worauf sich das Team allerdings nicht ausruhen darf. Denn die Konkurrenz schläft nicht – was durchaus wörtlich zu verstehen ist: So hatten die Berliner die vergangene Nacht in der Halle mit Programmieren zugebracht. Genutzt hat es ihnen erst mal nichts. Erfahrungsgemäß kann sich das Blatt während eines RoboCup-Turniers aber schnell wenden.

Der Verteidiger der Paderkicker (links) weicht keinen Zentimeter zur Seite, als ein Roboter des 1. RFC Stuttgart auf ihn zustürmt und den Ball hoch in Richtung Tor kickt. Er greift aber auch nicht an. Genau genommen bewegt er sich gar nicht.

Vielleicht kommen dann auch die Paderkicker mehr in Fahrt, die heute in der Middle Size League die Angriffe des 1. RFC Stuttgart stoisch über sich ergehen ließen, ohne auch nur einmal mit den Rädern zu zucken. Die Stuttgarter Roboter ließen mit einigen schönen Dribblings immerhin ahnen, was für mitreißende Aktionen auf dem mit 12 × 18 Metern größten Spielfeld des RoboCup möglich sind. Das Spiel zwischen dem Vorjahresgewinner Tech United Eindhoven und Mostly Harmless aus Graz wurde den Erwartungen der Fans hingegen nicht gerecht. Anders der erste Auftritt der Brainstormers Tribots von der Universität Osnabrück, die Carpe Noctem (Universität Kassel) nach einem ansprechenden Spiel und ausgeglichener Leistung knapp mit 1:0 besiegten.

Große Hoffnungen haben auch die Veranstalter und Unterstützer des RoboCup, mit dieser Veranstaltung junge Leute für eine Ausbildung zum Ingenieur begeistern zu können. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Philipp Rösler freute sich, bei der offiziellen Eröffnung heute Nachmittag in so viele junge Gesichter schauen zu können und erwartete, viele dieser Teilnehmer des RoboCup Junior in einigen Jahren auf der Hannover Messe wiederzusehen, dann aber an den Messeständen ihrer neuen Arbeitgeber.

Bremen greift an! Aber der Torwart von Kouretes will's gar nicht so genau wissen.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen in der Tat, dass die Teilnahme an RoboCup-Turnieren bei der Suche nach Jobs und Praktika Türen öffnet. Dabei spielen nicht nur die hierbei gesammelten Fachkenntnisse eine Rolle, sondern mehr noch die Erfahrung der Arbeit im Team und die Suche nach Lösungen unter Stress und Zeitdruck.

Auch den Umgang mit Niederlagen kann man hier lernen. Eine solche musste das Team FUmanoid im ersten Spiel der Humanoids League gegen die Darmstadt Dribblers einstecken. "Wir haben viel an der Bildverarbeitung gearbeitet", sagt Teamleiter Hamid Reza Moballegh. Weil die Chips zeilenweise belichtet werden, war die Synchronisierung der Bilder der beiden Kameras zu brauchbaren Stereobildern schwierig.

Heute noch beim RoboCup, morgen schon am Messestand des zukünftigen Arbeitgebers. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (2. v. l.) hält das für eine tolle Perspektive.

Ob es daran lag, dass die FUmanoid-Spieler so gut wie nie an den Ball kamen, war zunächst unklar. Die Roboter staksten jedenfalls ziemlich ziellos übers Feld und zeigten dabei eine auffällige Scheu vor dem Ball. Letztere zeigten die Dribblers nicht, obwohl sie ansonsten auch keine überzeugende Figur machten. Aber immerhin trauten sie sich einige Male, den Ball zu kicken, der insgesamt viermal über die Linie des gegnerischen Tors rollte.

Von den Zuschauern wurde jedes Tor beklatscht und zum Schluss gab es noch einmal Applaus für das gesamte Spiel. Die Begeisterungsbereitschaft beim Publikum ist also da. Wenn sich die Erfahrungen früherer Turniere bestätigen und die Teams ihre Form wieder von Tag zu Tag dramatisch steigern, kann Halle 22 noch zu einem richtigen Hexenkessel des Robotersports werden.

Siehe dazu auch:

(Hans-Arthur Marsiske) / (pmz)