Vodafone auf dem Weg zum Komplett-Anbieter

Vodafone nimmt nun schon zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten viele Milliarden in die Hand, um sich in Europa als Komplett-Anbieter aufzustellen. Der Kauf der spanischen Kabelnetzbetreibers Ono erinnert an die Übernahme von Kabel Deutschland.

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Von
  • Renate Grimming
  • dpa

Alles aus einer Hand: Der Telekom-Riese Vodafone macht mit einer Milliarden-Übernahme in Spanien den nächsten Schritt zum Komplett-Anbieter für Mobilfunk, Festnetz und Fernsehen. Nach der Übernahme von Kabel Deutschland sichert sich der britische Konzern mit der Firma Ono einen der letzten verbliebenen unabhängigen Kabelnetzbetreiber in Europa. Nach monatelangen Verhandlungen ist der Deal seit Montag offiziell: Ganze 7,2 Milliarden Euro lässt sich Vodafone den Kauf kosten.

"Die Nachfrage nach gebündelten Kommunikationsprodukten und Services ist in Spanien in den vergangenen Jahren signifikant gestiegen", betonte am Montag Vodafone-Chef Vittorio Colao. Mit der Übernahme von
One und dem eigenen Programm zum Ausbau von Glasfaserleitungen bis in die Wohnungen könne Vodafone die Position im spanischen Markt deutlich ausbauen.

Zudem dürfte der Zukauf das Unternehmen in die Lage versetzen, neben neuen Produkten auch neue Bündel-Tarife ins Sortiment aufzunehmen und die Kosten für die Weiterleitung von Telefongesprächen zu reduzieren. Vodafone rechnet mit Synergie-Effekten in Höhe von einer Milliarde Euro. Wenn die Wettbewerbshüter zustimmen, könnte die Übernahme zum dritten Quartal abgeschlossen werden.

Die Übernahme von Ono stehe im Zeichen des Strategiewandels von Vodafone, sich auf gebündelte Angebote aus einer Hand zu konzentrieren, sagte James Allison, Analyst der Beratungsgesellschaft IHS. Damit
bringe sich das Unternehmen vor allem auf Augenhöhe mit den Rivalen Telefónica und Orange in Spanien. Die Akquisition folge einem Trend in Europa hin zur Konsolidierung von Mobilfunk- und Pay-TV-Anbietern.

Erst kürzlich sicherte sich Vodafone in Deutschland den Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland – und nahm dafür 10,7 Milliarden Euro in die Hand. Damit schließen die Briten zur Deutschen Telekom auf, die ebenfalls Mobilfunk, Festnetztelefonie, Breitband-Internet und TV im Angebot hat. Ende vergangener Woche wurde der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen Vodafone und Kabel Deutschland ins Handelsregister eingetragen. Am 1. April soll er in Kraft treten.

Genügend Kapital für die Einkaufstour hatte sich Vodafone im September gesichert, als es sich aus dem US-Geschäft zurückgezogen hatte. Die Aufgabe der Beteiligung am Mobilfunk-Marktführer Verizon Wireless spülte den Briten satte 130 Milliarden Dollar (rund 100 Milliarden Euro) in die Kassen. Beobachter sahen in dem Rückzug auch ein riskantes Manöver. Vodafone sichert sich damit zwar reichlich Investitionsspielraum. Doch der Mobilfunk-Markt in Europa stagniert derzeit, die Erlöse gehen zurück.

Mit dem massiven Ausbau seines Breitbandnetzes und neuer TV-Dienste wie TiVo festigte Ono zuletzt erfolgreich das Geschäft mit insgesamt fast 1,9 Millionen Kunden. Das Unternehmen, das in Spanien mit Telefónica und Orange konkurriert, gilt als zweitgrößter Provider des Landes. Im vierten Quartal 2013 gewann Ono 7000 neue Kunden hinzu.

Eigentlich hatte Ono Pläne für einen Börsengang im kommenden Monat verfolgt und visierte einen Wert von rund 7 Milliarden Euro an. Mit dem nun nachgebesserten Angebot konnte Vodafone nun auch die Privatinvestoren überzeugen, die zusammen 54,4 Prozent am Unternehmen halten. Der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge hatte Vodafone sein Angebot erst zuletzt von ursprünglich 6 Milliarden auf rund 7 Milliarden Euro erhöht. (dz)