Länder-Kriminalstatistiken 2013: Hessen kontert Cybercrime

Hessen verblüfft mit seiner neuen polizeilichen Kriminalstatistik. 2013 sank die Internetkriminalität um 13, 6 Prozent. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote enorm an, von 16,9 auf 76,9 Prozent.

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Von
  • Detlef Borchers
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Die Bundesländer Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen haben ihre polizeilichen Kriminalstatistiken für das Jahr 2013 vorgelegt. Mit Ausnahme von Sachsen wird die Internet- oder Cyberkriminalität und das "Tatmittel Internet" gesondert ausgewiesen. Dabei überrascht das Bundesland Hessen. Dort ist ist die Internetkriminalität rückläufig (- 13,6 Prozent) und die Aufklärungsquote stark gestiegen (von 16,9 auf 76,9 Prozent).

Die überraschend guten Zahlen aus Hessen stammen wohl vor allem aus der Bekämpfung von Kinderpornographie.

Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) begründete diesen Trend bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik seines Bundeslandes vor allem mit den Investitionen im Bereich Cybercrime. Insbesondere die flächendeckende Einrichtung von Internetkommissariaten habe sich positiv ausgewirkt.

Im Detail relativiert sich die hessische Erfolgsgeschichte in punkto Internetkriminalität etwas: So stieg die Aufklärungsquote extrem im Bereich der Kinderpornographie an, auf 98,1 Prozent. Im hessischen Gießen liegt die Zentralstelle für Internetkriminalität der Generalstaatsanwaltschaft, die 2013 rund 500 Fälle im Bereich der Kinderpornographie bearbeitete.

Bei klassischen Internet-Taten wie dem Ausspähen von Daten oder Cybersabotage liegt die Quote mit 23,0 bzw. 38,3 Prozent deutlich niedriger. In ihrer neuen Kriminalstatistik 2013 (PDF-Datei) beklagen die hessischen Kriminalisten die Nutzung von Anonymisierungsdiensten und anderen Formen der Verschleierung der Kommunikationswege, die die Aufklärung von Einzeltaten nahezu unmöglich mache. "Lediglich die Bündelung von Ermittlungsverfahren (Sammelverfahren) und eine optimale internationale Zusammenarbeit können hier Ermittlungserfolge sichern", heißt es in der Statistik.

Für den nordrhein-westfälischen Innenminister Rolf Jäger (SPD) stellte sich die Lage etwas anders da. In Nordrhein-Westfalen gibt es beim Landeskriminalamt ein Cybercrime-Kompetenzzentrum, in dem rund rund 100 spezialisierte Polizeibeamte, Informatiker und Techniker zusammenarbeiten. Die Spezialisten der dieser zentralen Internetrecherche bearbeiteten im vergangenen Jahr 710 Ermittlungsverfahren und unterstützten andere Dienststellen in 923 Fällen.

Ausweislich der Statistik (PDF-Datei) gab es in NRW knapp 27.000 Fälle von Computerkriminalität, was in einem Anstieg von 21,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr resultierte. Die Aufklärungsquote sank von 21,2 auf 16,7 Prozent. Im Bereich Straftaten mit Tatmittel "Internet" verzeichnete NRW über 70.000 Fälle und einen Anstieg von 30,6 Prozent. "Die Straftäter nutzen die weltweiten Informations- und Kommunikationstechniken auf nahezu allen Deliktfeldern. Die NRW-Polizei hat sich darauf eingestellt", erklärte Jäger.

Die Berliner Kriminalstatistik (PDF-Datei) nennt für 2013 rund 19.000 Fälle von Internet-Kriminalität, rund 1500 weniger als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote stieg von 49,3 auf 50,1 Prozent an.

Die Berliner Kriminalisten deuteten angesichts der vorgelegten Zahlen eine leichte Kritik am Gesamtsystem der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) an: "Eine vollständige Abbildung des Cybercrime in der PKS ist auch aufgrund der bundesweit geltenden Zählregel, Tatorte, die nicht nachweislich im Inland liegen, nicht in der PKS zu erfassen, nicht möglich. In den bundesweiten Gremien wird erörtert, diese Taten künftig gesondert zu erfassen und auszuwerten", heißt es in dem Polizeibericht. (axk)