US-Hersteller bekommen "Snowden-Effekt" zu spüren

Was chinesische Netzwerkausrüster seit Jahren in den USA erleben, widerfährt nun wegen des NSA-Skandals der US-Konkurrenz in China: Deren Produkte werden aus Angst vor Spionage zunehmend gemieden.

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Von
  • Niels Boeing

Die Angst vor Spionage durch Hintertüren in der Hardware chinesischer Hersteller treibt US-Behörden seit Jahren um. Mit Folgen: Der Telekommunikationsausrüster Huawei etwa, mit einem Weltmarktanteil von 20 Prozent ein Schwergewicht der Branche, bekommt auf dem US-Markt kein Bein auf den Boden, weil etwa das FBI immer wieder bei potenziellen Kunden interveniert. Doch nach den Enthüllungen über die NSA-Überwachung bekommen nun US-Unternehmen ihrerseits geballten Argwohn auf dem chinesischen Markt zu spüren.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Im November gab Cisco bekannt, dass der Absatz in China signifikant zurückgegangen sei. „Aufgrund der Vorwürfe werden Kaufentscheidungen noch einmal überdacht“, sagt Robert Lloyd, Präsident für Entwicklung und Vertrieb bei Cisco. Auch IBM meldete ein Absatzminus von 40 Prozent nach den Enthüllungen über NSA-Hintertüren in amerikanischen Routern.

James Lewis, Analyst beim Center for Strategic and International Studies, warnt deshalb nun davor, dass dieser "Snowden-Effekt" zu Protektionismus in der IT-Industrie führt. „Seit den Anfangstagen des Internets hat es einen im Großen und Ganzen offenen Wettbewerb gegeben“, sagt Lewis. Den hätten die Firmen für sich entschieden, die die beste Arbeit geleistet hätten – unabhängig von ihrem Herkunftsland.

Die Sicherheitsbedenken könnten nun dazu führen, dass ausländische Konkurrenten außen vor bleiben und die Regierungen dazu übergingen, nationale Industrien zu stärken oder aufzubauen. "Unterm Strich wird das negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben“, ist sich Lewis sicher.

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(nbo)