Telekom lässt Fußball-Angebot künftig von Constantin produzieren

Die Deutsche Telekom, die sich die IPTV-Rechte an der Fußball-Bundesliga bis 2013 gesichert hat, wird ihre Sendungen nicht mehr von Premiere, sondern von der Constantin Medien AG produzieren lassen. Auch Leo Kirch ist mit im Spiel.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Deutsche Telekom, die sich im November vergangenen Jahres erneut die Rechte an Live-Übertragungen aus der Fußball-Bundesliga für die Bereiche IPTV und Mobilfunk (bis 2013) gesichert hatte, wird die redaktionellen Inhalte der Sendungen künftig nicht mehr von Premiere, sondern von der Constantin Medien AG produzieren lassen. Zum Firmenportfolio der Ende 2008 aus der Münchner Medienfirma EM.Sport Media (früher EM.TV), der Schweizer Highlight Communications (hält wiederum die Mehrheit an der Sportmarketing-Agentur TEAM, die die Rechte an der UEFA Champions League vermarktet) und der Filmfirma Constantin entstandenen Constantin Medien AG gehören auch der Sportsender DSF (Deutsches Sportfernsehen) sowie die Produktionsfirma Plazamedia.

Die Telekom, die selbst keine Lizenz als Fernsehprogrammanbieter besitzt und deshalb auf eine Zusammenarbeit mit einem TV-Dienstleister angewiesen ist, um Live-Spiele im Internetfernsehen zeigen zu können, hatte Premiere im Jahr 2006 damit betraut, Fußball-Sendungen für die IPTV-Plattform "T-Home" redaktionell und medienrechtlich zu verantworten. Für Premiere war es damals eine Art Notnagel im Geschäft mit Bundesliga-TV, nachdem das Unternehmen die Live-Übertragungsrechte für das Pay-TV zuvor völlig überraschend an den Kabelnetzbetreiber Unity Media (Arena-TV) verloren hatte. Erst im Jahr darauf war Premiere dann wieder besser im Geschäft: Arena konnte die angestrebten Abonnentenzahlen nicht erreichen, zog nach hohen Verlusten die Reißleine und verkaufte Sublizenzen für die nächsten zwei Spielzeiten an Premiere.

Seit November ist für Premiere die Bundesliga-Welt aber wieder in Ordnung: Das Unternehmen konnte sich die Live-Pay-TV-Rechte einschließlich Internet-Streams (nicht aber IPTV) für die Spielzeiten 2009/10 bis 2012/13 sichern. Für die Telekom ein Grund, schon im Januar erste Gespräche mit Medienunternehmen aufzunehmen, um ihr Bundesliga-Angebot künftig stärker zu individualisieren. Derzeit könnten Kunden nicht unterscheiden, ob die Fußballbilder nun von der Telekom oder von Premiere sind, hieß aus Firmenkreisen. Mit der heute verkündeten Entscheidung dürften nun beim Deutschen Sportfernsehen vermehrt neue Stellenangebote auftauchen, da sich das DSF zunächst nur auf Zusammenfassungen und das Montag-Spiel (live) der 2. Liga konzentrieren wollte. Für die Telekom-Produktion mit Live-Berichten von mehreren Erst- und Zweitligapartien gleichzeitig wird die Redaktion deutlich wachsen müssen.

"Der Constantin Medien-Konzern wird einen Bundesligakanal zur Ausstrahlung aller 612 Spiele der Bundesliga und 2. Bundesliga veranstalten und im Rahmen eines Einspeisevertrages als eigenständiges Live-Programm über Entertain, das IPTV-Angebot der Deutschen Telekom, sowie über weitere mobile Plattformen verbreiten. Dies wird der Constantin Medien-Konzern über eine neu zu gründende Tochtergesellschaft realisieren", teilte die Constantin Medien AG heute mit. Laut der Telekom setzte sich das Unternehmen damit gegen insgesamt sechs Mitbewerber durch. "Via IPTV erhalten alle Entertain-Kunden und auch alle T-Mobile-Kunden die Möglichkeit, Fußball neu zu erleben", sagte der Bereichsvorstand für Marketing bei T-Home, Christian P. Illek,

Räumlich dürfte sich indes kaum etwas ändern: Bereits jetzt zeichnet die Firma Plazamedia aus der Constantin-Gruppe (an der im Übrigen der Medienunternehmer Leo Kirch, der zuletzt mit einem eigenen Vermarktungskonzept für die Bundesliga am Kartellamt gescheitert war, mit inzwischen 25,85 Prozent beteiligt ist) unter anderem für die Produktion des Fußball-Bundesliga-Konferenzkanals von Premiere verantwortlich. Die Produktion der eigentlichen Live-Bilder von Spielen aus der ersten und zweiten Bundesliga (das sogenannte Basissignal) bleibt unterdessen weiterhin in der Hand der Deutschen Fußball Liga (DFL), die dazu im Jahr 2006 die hundertprozentige Tochterfirma Sportcast gegründet hatte. Mit insgesamt 150 High-Tech-Kameras fangen rund 900 Mitarbeiter jede Woche die Spielszenen ein und produzieren das Normal- und HDTV-Format für die Rechteinhaber. (pmz)