AMDs proprietäre Linux-Treiber wohl bald mit offenem Unterbau

Der Catalyst-Grafiktreiber für Linux soll offenbar in Zukunft auf einem quelloffenen Treiber aufbauen, der zum Linux-Kernel gehört und ohnehin von AMD-Entwicklern vorangetrieben wird.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

AMD will offenbar seinen proprietären Grafiktreiber für Linux umbauen, damit der in Zukunft nicht auf ein eigenes kompiliertes Kernel-Modul angewiesen ist, sondern auf dem zum Linux-Kernel gehörenden Grafiktreiber aufbaut. Das geht aus einem Bericht der Webseite Phoronix hervor, in dem sich der Gründer und Chef der Webseite auf Informationen beruft, die er vor Kurzem auf der Game Developers Conference (GDC) erfahrenen haben will. Die Webseite ist in der Vergangenheit schon mehrfach durch eher sensationell dargestellte Artikel aufgefallen, die nicht immer Hand und Fuß hatten. Um eine Ente scheint es sich aber in diesem Fall nicht zu handeln, denn der AMD-Manager John Bridgman hat den Bericht mehrfach kommentiert, ohne ihn zu dementieren (1, 2, 3, 4).

Durch den Umbau soll das Catalyst-Grafiktreiberpaket für Linux offenbar auf den zum Direct Rendering Manager (DRM) des Kernels gehörenden "radeon"-Treiber aufbauen, auf den bislang nur andere Open-Source-Grafiktreiber zurückgreifen – darunter der "radeon" genannte DDX-Treiber für den X-Server sowie die zu Mesa 3D gehörenden Treiber "r600" oder "radeonsi", die hardware-beschleunigtes OpenGL ermöglichen.

Solch eine Anpassung könnte Installation und Betrieb der Catalyst-Treiber erheblich vereinfachen, denn anders als derzeit müssten die Anwender dann kein Kernel-Modul mehr erzeugen, das zum eingesetzten Linux-Kernel passt; dieser Schritt ist nicht nur fehleranfällig, sondern erfordert auch die Installation von Entwicklertools und muss bei jedem Kernel-Update wiederholt werden.

Möglicherweise würden auch die quelloffenen Grafiktreiber von diesem Schritt profitieren. Aber auch für die proprietären Treiber könnte der Schritt einige Vorteile bieten, denn um neue AMD-Techniken wie HSA und HUMA zu unterstützten, müsste das Kernel-Modul des Catalyst-Treibers enger als derzeit mit Speicherverwaltung und anderen Teilen des Kernels zusammenarbeiten. AMD will die proprietären Treiber aber wohl nicht aufgeben, die mehr 3D-Performance liefern und einen größeren Funktionsumfang bieten als die Open-Source-Treiber. Auch eine Plugin-Architektur, bei der proprietäre Erweiterungen die quelloffenen Grafiktreiber erweitern, komme laut John Bridgman nicht in Frage, weil das ein Reverse Engineering erheblich vereinfachen würde. Das könnte zu Schwierigkeiten mit Vertragspartnern führen, bei denen AMD Code oder Lizenzen eingekauft hat, auf die der proprietäre Treiber zurückgreift. (thl)