Wie die US-Heimatsicherheit Medien auswertet

Das offizielle Handbuch der Überwacher von Nachrichten und Social Media wurde veröffentlicht. Die Website Muckrock lädt ein, die interessantesten Passagen aufzustöbern.

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Das US-Ministerium für Heimatsicherheit (Department of Homeland Security, DHS) überwacht laufend Medienberichte und soziale Netzwerke. Es sucht Informationen über Terrorismus, Abschiebungen, illegale Grenzübertritte Naturkatastrophen, große Unfälle, Protestkundgebungen und so weiter. Nach Anfragen auf Grundlage eines Informationsfreiheitsgesetzes musste das DHS nun interne Leitfäden dazu herausgeben. Sie wurden auf der Website Muckrock.com veröffentlicht und zeigen ein eigentümliches Verständnis der Vertrauenswürdigkeit von Quellen.

Ein 88 Seiten dickes Dokument legt die "Standard Procedures" fest, ein 58 Seiten langes Handbuch enthält konkrete Handlungsanweisungen für die Mitarbeiter. So gibt es etwas eine Liste der zugelassenen Stichworte, nach denen Ausschau zu halten ist. Und den ganzen Tag über müssen auf eigenen Plasma-TVs die TV-Sender CNN, FOX News und MSNBC laufen.

Die Quellen werden in zwei Gruppen geteilt: Bestimmte, einzeln genannte Medien gelten grundsätzlich als vertrauenswürdig. Das sind große US-Zeitungen, große US-TV-Sender und die Nachrichtenagenturen AP und Reuters. Außerdem gehören einige internationale Quellen dazu, wie die BBC, AFP, Al Jazeera English, The Guardian, Le Monde und The Economist. Erstaunlicherweise gehören auch "German News", die russische Nachrichtenagentur sowie die Canada Free Press dazu. Letzteres ist eine rechtskonservative Agitations-Website. Es drängt sich der Verdacht einer Verwechslung mit der angesehenen Nachrichtenagentur The Canadian Press auf.

Auf der anderen Seite stehen Informationen aus Quellen, denen nicht auf Anhieb vertraut werden soll. Überraschenderweise zählen auch Regierungswebseiten dazu. Außerdem die Boulevardpresse, populäre Wochenzeitschriften, seriöse Blogs, spezialisierte Webseiten, Newsaggregatoren und so weiter. Doch sobald eine dort verbreitete Information von einer der oben genannten vertrauenswürdigen Publikationen aufgegriffen wird, gilt sie als bare Münze.

Der Musterarbeitsplatz

(Bild: DHS)

Mindestens ein Dutzend Mitarbeiter arbeitet in der Abteilung, die vom DHS-Hauptquartier disloziert ist. Einmal pro Stunde muss ein Bericht an andere Abteilungen ergehen. Die laufende Überwachung der aktuellen Informationen erfolgt rund um die Uhr in zwölf Stunden langen Schichten. Der Abschnitt "Gefechtsrhythmus" legt ein genaues Prozedere für den Schichtwechsel fest. Die langen Dienste wechseln sich mit Acht-Stunden-Arbeitstagen ab. Sie sind für die Aufbereitung nicht akuter Informationen sowie für Verwaltungsarbeiten vorgesehen.

Die Auswertung von Informationen erfolgt getrennt nach klassischen Medien einerseits und sozialen Netzwerken andererseits. Ein Foto des Musterarbeitsplatzes zeigt einen ziemlich gewöhnlichen Büroschreibtisch, der mit den aus Film und Fernsehen bekannten Designeroutfits nichts gemein hat. Die technischen Daten aus dem August 2013 nehmen sich ebenfalls bescheiden aus: Ein Mitarbeiter hat demnach einen Dell-Rechner mit 2 MByte (sic) RAM und 232 GByte Festplatte, einen nicht näher bezeichneten Mac und drei Bildschirme (22 Zoll). Dazu kann sich ein Laptop gesellen. Auch die Software ist größtenteils gewöhnlich: Gearbeitet wird mit Microsoft Communicator, Excel, Google Drive und Docs, TweetDeck, RSS-Feeds und dergleichen mehr. (mho)