Samsung auf Irrwegen

Google hat Motorola verkauft – Analysten werten diese Entscheidung als großen Sieg für den blauen Riesen. Ein kurzer Blick auf den Mobile World Congress genügt, um sich davon zu überzeugen, dass es sich hier um einen Pyrrhussieg handeln dürfte.

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  • Tam Hanna
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Google hat Motorola verkauft – Analysten werten diese Entscheidung als großen Sieg für den blauen Riesen. Ein kurzer Blick auf den Mobile World Congress genügt, um sich davon zu überzeugen, dass es sich hier um einen Pyrrhussieg handeln dürfte.

Wer sich mit der Entwicklung sowjetischer Waffensysteme beschäftigt, trifft über kurz oder lang auf ein überaus obskures Luftfahrzeug. Die Yak38 – besser bekannt als Fockmast-Verteidiger – war der zweite Schritt in der Entwicklung der vertikal abhebenden Kampfflugzeuge. Die dritte Version kam aus Gründen des Systemwechsels nie zum Einsatz.

Wer den Stand von ZTE auf dem MWC aufmerksam verfolge, erkennt die Parallelen zur altbekanntne Crawl-Walk-Run-Strategie. Alcatel ist mittlerweile ebenfalls bei Run angekommen, Huawei rennt schon seit letztem Jahr.

Samsung ist für Google genau so lange wertvoll, wie das Unternehmen im Android-Markt führend ist. Wenn chinesische Anbieter billiger sind, werden die Netzbetreiber auf diese umsteigen – mit desasterösen Konsequenzen. Aus Nutzersicht unterscheidet sich ein Samsung-Handy nämlich nur minimal von einem aus dem Hause Alcatel.

Die Eliminierung von Motorola könnte bei Samsung zu einer Verlangsamung des Tizen-Entwicklungsprozesses führen. Langfristig hatte das desaströse Konsequenzen: Die Koreaner sind ohne eigenes Betriebssystem im Handymarkt aufgeschmissen. Die auch von mir hochgelobte "vertikale Integration" kann den Niedergang nur in beschränktem Maße aufhalten. Im Smart-TV-Markt hinkt Samsung seinen Konkurrenten nur deshalb nicht hinterher, weil LG mit webOS bisher nicht "in die Gänge" kommt.

Im Smartwatch-Bereich gräbt Google Samsung ebenfalls das Wasser ab. Die anfänglichen Erfolge mit Tizen relativieren sich in dem Moment, wo andere Hersteller ihre Produkte auf Basis von Googles Uhrenbetriebssystem anbieten.

Hier könnte Samsung nur effizient gegensteuern, indem das Unternehmen seinen Entwicklern eine "breite Plattform" anbietet – wenn eine Uhrenapp auch am Handy läuft, amortisiert sie sich wesentlich schneller.

Kurz gefasst: Samsung steht und fällt – zumindest meiner Meinung nach – mit Tizen. ()