Presserat kontrolliert künftig auch Online-Journalismus

Eine flächendeckende Internet-Beobachtung sei aber nicht geplant, verdeutlichte der Sprecher des Deutschen Presserats, Manfred Protze, am heutigen Donnerstag in Berlin. "Wir werden uns anhand von Beschwerden herantasten."

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Deutsche Presserat, die Freiwillige Selbstkontrolle der Printmedien in Deutschland, wird künftig auch journalistische Internet-Angebote kontrollieren. Der Pressekodex, in dem Grundsätze wie "gründliche und faire Recherche", "klare Trennung von redaktionellem Text und Anzeigen" und "Achtung vor der Wahrheit und Wahrung der Menschenwürde" festgehalten sind, gelte grundsätzlich auch für Online-Angebote, sagte der Sprecher des Deutschen Presserats, Manfred Protze, am heutigen Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz in Berlin.

Bereits im März hatten die Trägerverbände des Presserats (Deutscher Journalisten Verband, Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union, Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger) beschlossen, sich auch der Selbstregulierung für journalistisch-redaktionelle Seiten der elektronischen Presse zu widmen. Diese soll aber nicht an eine Zugehörigkeit eines Mediums zu einem der vier Trägerverbände gebunden sein, sondern auch anderen Anbietern von Telemedien mit journalistisch-redaktionellen Inhalten offen stehen.

Voraussetzung für diese Anbieter, sich der publizistischen Selbstkontrolle anzuschließen, sei, "dass sie sich zum Pressekodex als Regeln für guten Journalismus sowie den Grundsätzen zum Redaktionsdatenschutz bekennen und sich der Spruchpraxis des Presserats unterziehen", heißt es bei den Pressewächtern. Begonnen werden soll mit der Kontrolle des Internet-Journalismus Anfang 2009. Eine flächendeckende Beobachtung des Internets sei aber nicht geplant, verdeutlichte Protze. "Wir werden uns anhand von Beschwerden herantasten."

Im vergangenen Jahr gingen insgesamt 735 Eingaben wegen angeblicher Verstöße gegen den Pressekodex beim Presserat ein, von denen 328 als Beschwerden in den Beschwerdeausschüssen behandelt wurden (Vorjahr 371). Diese sprachen schließlich 31 öffentliche Rügen, vier nicht-öffentliche Rügen und 74 Missbilligungen aus. 76 Prozent der Eingaben stammten von Privatpersonen, der Rest verteilte sich nahezu paritätisch auf "Organisationen, Verbände, Behörden, Verwaltung", "Parteien/Vereine", "Unternehmen" sowie "andere (z.B. Schulen und Universitäten)". Beschwerdegegner waren zumeist Regional- und Lokalzeitungen (43 Prozent), gefolgt von Publikumszeitschriften (15 Prozent) und Boulevardzeitungen (13 Prozent). (pmz)