Neuer Konkurrent im US-Mobilfernsehen

Das US-Senderkonsortium Open Mobile Video Coalition (OMVC) hat auf der NAB-Show in Las Vegas vergangene Woche ihren Sendestandard ATSC-M/H offiziell vorgestellt. Der Handy-Rundfunk startet im Juni.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Erich Bonnert
  • Johannes Endres

Der nordamerikanische digitale TV-Standard ATSC wird nun auch ein Format für den Empfang auf Mobilgeräten erhalten. Die Umstellung von Analog- auf Digitalsendebetrieb erfolgt, nach vielen politischen Querelen und einem viermonatigen Aufschub, in den USA landesweit am 12. Juni. Am gleichen Tag nimmt in der Hauptstadt Washington D.C. auch der erste Mobilsender den Betrieb auf. Weitere Metropolen sollen bald folgen, damit bis Ende des Jahres rund 40 Prozent der US-Haushalte mobil fernsehen können. Die ersten portablen Empfänger sollen nach Auskunft der Open Mobile Video Coalition (OMVC) von den koreanischen Herstellern LG und Samsung kommen. Daneben bereiten Delphi, Kenwood und Visteon Systeme für den Einbau in Fahrzeugen vor. Dell wird ein Netbook mit integriertem ATSC-M/H-Empfänger anbieten.

Der Funkchiphersteller Qualcomm betreibt mit Mediaflo bereits seit einigen Jahren ein eigenes System, das TV- und Videosignal über Mobilfunkfrequenzen sendet. Die US-Provider AT&T und Verizon bieten den Mediaflo-Dienst gebührenpflichtig über ihre Handy-Netze an. Auch hier sind die Samsung und LG wichtige Gerätepartner. Nutzerzahlen wurden bisher nicht veröffentlicht, es sollen aber rund zwei Millionen Mediaflo-fähige Handys verkauft worden sein.

Auch Qualcomm wartet sehnlich auf den Start des digitalen Fernsehens in den USA, weil dadurch weitere Frequenzen für Mediaflo frei werden. Angesichts der nun auftretenden Konkurrenz will der Mobilfunkkonzern aber auch sein Auslandsgeschäft mit Mobil-TV ausbauen. In Japan und Korea laufen bereits recht erfolgreiche kommerzielle Dienste bei dortigen Mobilfunkprovidern. Dort sind auch immer mehr Autos mit Empfängern bestückt, zudem gibt es externe Adapter, unter anderem auch für Apples iPhone, das in den USA keinen Mediaflo-Empfang erlaubt. Außerdem hat Qualcomm Mobilfunkfrequenzen in Großbritannien erworben, die landesweite Reichweiten erlauben würden, allerdings fehlt noch die Infrastruktur oder ein Mobilfunkpartner.

Mit der dänischen Firma Pro Television (der früheren Philips-Tochter TV Test Equipment) hat Qualcomm jetzt ein Lizenzabkommen geschlossen, das Pro TV die Nutzung der Flo-Modulations-Software erlaubt. (Erich Bonnert) (je)