Crowdfunding-Plattform Indiegogo kommt nach Deutschland

Der US-Crowdfunding-Dienst will in Kürze ein Büro in Deutschland eröffnen. Zwei Mitarbeiter sollen sich in Zukunft von Berlin aus um das Marketing kümmern und den wichtigen deutschen Markt erschließen.

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Von
  • Helge Denker

Die US-Crowdfunding-Plattform Indiegogo schlägt ihre Zelte in der Haupstadt auf: In Kürze werde das Unternehmen ein Büro in Berlin eröffnen, sagte Liz Wald, zuständig für das internationale Geschäft von Indiegogo, am Rande einer Startup-Konferenz gegenüber heise online. Das Berliner Büro ist die erste Niederlassung außerhalb der USA.

“In Deutschland hat Berlin als Standort die Nase klar vorn”, erklärt Wald. Über Indiegogo wurden bereits zahlreiche Projekte in der Hauptstadt finanziert, wie den Bau einer Skateboard-Bahn in dem sozial eher schwachen Stadtteil Wedding. Bisher sind aber nur etwa 30 Prozent der Crowdfunding-Kampagnen auf Indiegogo nicht aus den USA. In Deutschland will Indiegogo etablierten Anbietern wie Startnext oder Kickstarter Konkurrenz machen. Geplant sei der Start noch im April, es müssen dafür aber noch die Verträge unterschrieben werden, erklärt das Unternehmen.

Indiegogo ist laut eigenen Angaben die größte Crowdfunding-Plattform und verteilt jede Woche mehrere Millionen Dollar an Projekte weltweit. Genaue Zahlen zu Umsatz und Gewinn macht das Unternehmen nicht. “Die Zahl der Mitarbeiter hat sich innerhalb eines Jahres von 60 auf 85 erhöht”, erzählt Wald. Indiegogo wurde 2008 gegründet und hat seinen Hauptsitz in San Francisco, weitere Büros gibt es in Los Angeles und New York.

Indiegogo bietet bisher nach eigenen Angaben als einziger Crowdfunding-Anbieter das sogenannte “flexible funding” an, bei dem nicht 100 Prozent der Finanzierungssumme erreicht werden müssen, damit das gesammelte Geld an ein Projekt ausgeschüttet wird. Wird ein Finanzierungsziel nicht erreicht und hat das Projekt “flexible funding” gewählt, werden alle eingesammelten Beträge von Indiegogo ausgezahlt und neun Prozent Provision fällig. Für eine Kampagne, bei der 100 Prozent der Finanzierungsumme erreicht werden müssen, berechnet Indiegogo vier Prozent Provision.

Besonders beliebte Projekte unterstützt der Anbieter mit Marketing und PR-Maßnahmen. Zur Berechnung der Beliebtheit eines Projektes berechnet ein firmeneigener Algorithmus den sogenannten “Gogofaktor”. “Je höher dieser Faktor ist, umso stärker wird das Projekt unterstützt”, erklärt Wald.

Allein in den USA werden pro Jahr etwa fünf Milliarden Dollar per Crowdfunding vergeben. Wald geht davon aus, dass der Markt mit bis zu 100 Milliarden US-Dollar weitaus größer ist. Über zwei Millionen US-Dollar sammelten 2013 Technik-Projekte auf Indiegogo in Deutschland ein, die Anzahl der Kampagnen aus Deutschland hat sich im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt.

Die wachsende Bedeutung von Crowdfunding hat auch die Europäische Kommission erkannt. Brüssel sieht im Crowdfunding das Potenzial, Projekte und Unternehmen zu finanzieren, die sonst Schwierigkeiten bei der Finanzierung hätten. Crowdfunding biete besonders jungen Unternehmen einen besseren Zugang zu Kapital und trage damit zur Entstehung von Arbeitsplätzen bei. (vbr)