Mobilkom Austria verklagt Mobilfunkgegner Oberfeld

Der Mobilfunkbetreiber will vor Gericht erreichen, dass der Mediziner Gerd Oberfeld eine Studie über Gesundheitsgefahren durch eine C-Netz-Sendeanlage widerruft.

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Mit einer Studie, die bei Anwohnern einer C-Netz-Mobilfunkanlage (NMT 450 MHz) ein erhöhtes Krebsrisiko diagnostizierte, sorgte der Salzburger Mediziner Gerd Oberfeld vor einigen Monaten für Aufsehen. Nach Angaben der Mobilkom Austria hat es an dem untersuchten Standort im steirischen Hausmannstätten entgegen den Angaben in der Studie aber nie eine C-Netz-Sendeanlage gegeben. Die Mobilkom forderte Oberfeld daher zum Widerruf seiner Studie auf, was dieser verweigerte. Am heutigen Montag trafen sich die Streitparteien vor dem Salzburger Landesgericht.

Die Mobilkom hat Oberfeld auf Widerruf seiner Studie und Unterlassung der Behauptung verklagt, dass es in Hausmannstätten einen C-Netz-Standort gegeben habe. "Die österreichische Bevölkerung darf nicht durch falsche und fahrlässige Untersuchungen verunsichert werden", begründet Mobilkom-Chef Boris Nemsic die Klage. Die Menschen befänden "sich jetzt fälschlicherweise im Glauben, die Ursache für die Krebsfälle und deren Leid ausgeforscht zu haben".

Die Mobilkom legte dem Gericht Beweismittel vor, die die Existenz einer C-Netz-Anlage widerlegen sollen. Dazu zählen die offiziellen Aufzeichnungen in den historischen Daten der Post- und Telegraphendirektion, drei eidesstattliche Erklärungen von Sachverständigen und eine "Wählamtsmappe" genannte Chronologie des Standortes. Zusätzlich bestätigt das Verkehrsministerium in einem Schreiben, dass es keine C-Netz-Anlage in der Gegend gegeben habe.

Dazu kommt ein beglaubigtes Luftbild (PDF-Datei) vom 4. Oktober 1989, also aus dem fraglichen Zeitraum 1984 bis 1997. Zu sehen ist das Dach des Wählamtes, Anzeichen für Antennen gibt es keine. Das Foto stammt aus dem Archiv des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen (BEV), was von diesem gegenüber heise online auch bestätigt wurde. Jeder Ort in Österreich wird zumindest alle sieben bis zehn Jahre im Auftrag des BEV aus der Luft fotografiert, die ältesten verfügbaren Aufnahmen stammen aus den 1950er-Jahren.

Oberfeld, der als Mobilfunk- und WLAN-Gegner bekannt ist, hatte im Februar gegenüber heise online darauf beharrt, dass es auf dem Wählamt in Hausmannstätten sehr wohl eine C-Netz-Anlage gegeben habe. Heute Nachmittag war er für eine Stellungnahme telefonisch nicht erreichbar. Der nächste Verhandlungstermin ist am 4. November. Die steirische Landesregierung, in deren Auftrag Oberfeld tätig war, hat die umstrittene Studie von ihrem Webserver entfernt. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)