Drohnen, Bots und der Journalismus von morgen

Akten lesende Software, schreibende Bots und Video-Drohnen: Die Konferenz "Groundbreaking Journalism" analysierte die Rolle neuer Techniken im Journalismus.

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Von
  • Herbert Braun

Da Nachrichtengeschäft ist im Umbruch, das erfahren Medienhäuser und Journalisten nicht selten auf schmerzhafte Weise. Den Blick nach vorne richten wollte dagegen die Konferenz "Groundbreaking Journalism", die die Chancen der Branche durch neue Techniken auslotete. Das iRights Lab, das sich seit zehn Jahren mit Journalismus, Internet und Recht beschäftigt, veranstaltete die Tagung über "die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine" zusammen mit dem Vodafone Institute für Gesellschaft und Kommunikation am Donnerstag in Berlin.

Das Problem zeigte Ludovic Blecher, ehemaliger Online-Chef der französischen Tageszeitung Libération, gleich zu Beginn: Während sich die Werbeerlöse im Printbereich zwischen 2006 und 2012 mehr als halbiert haben, stiegen die Einnahmen in der Online-Werbung ähnlich steil an – nur leider nicht bei den Nachrichtenportalen, die sich mit minimalen Wachstumsraten bescheiden müssen. Blecher, derzeit Herr über einen Google-Fonds von 81 Millionen Euro zur Innovationsförderung, nannte Themen wie Paywalls, Freemium-Modelle, Finanzierung durch den Staat und umstrittene Werbeformate wie Native Ads als Beispiele für Erlösmodelle.

Den Status Quo in Sachen Datenjournalismus führte Jonathan Stray vor. Durchschnittlich 9000 Seiten umfassen die Dokumente, die auf Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz zurückkommen. Um diesem Materialwust Geschichten zu entlocken, braucht es Werkzeuge, die Sprache in begrenztem Maß verstehen – und die Journalisten auch bedienen können. Sein Lösung ist Overview, ein an seiner Universität entwickeltes Data-Mining-Tool.

Auch andere Themen mit ansteigender Fieberkurve im Hype-Cycle kamen zur Sprache. Journalisten-Bots etwa sorgten durch das Erdbeben-Nachrichtentool Eqbot gerade für Aufsehen, dürften sich aber nur für Nischen eignen. Bestückt mit einer Kamera können Drohnen den Werkzeugkasten des Fotojournalisten bereichern – als Waffe dagegen sind Drohnen Gegenstand von Datenjournalisten, die versuchen, den vielfach verdrängten Drohnenkrieg in Pakistan sichtbar zu machen.

Das wegen des Pilotenstreiks bei der Lufthansa leicht dezimierte Publikum konnte sich auch einige Tools und Beispiele für innovativen Journalismus ansehen – etwa das Karten-Visualisierungswerkzeug lokaler, das Journalisten-Netzwerk hostwriter, die Echtzeit-Twittersuche Tame.it oder das iPad-Wissenschaftsmagazin Substanz. Dessen Macher wollen von Diskussionen zur Zukunft des Journalismus allerdings nichts mehr hören – "Zurück zur Arbeit!". (anw)