Präsidentschaftswahl in Afghanistan: SMS-Dienste gesperrt

Zur Präsidentschaftswahl in Afghanistan hat die Telekommunikationsbehörde ATRA die SMS-Kurznachrichtendienste gesperrt. Ein Kandidat hatte trotz Sperrzeit offenbar weiter Wahlwerbung gemacht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Die afghanische Telekommunikationsbehörde ATRA hat die SMS-Kurznachrichtendienste während der Präsidentenwahl abgestellt. Der Schritt sei am Samstag auf Bitten der Wahlbeschwerdekommission (ECC) unternommen worden, sagte der Chef der Regulierungsbehörde ATRA, Scherbas Wakil.

Die ECC, die für die Untersuchung von Wahlbetrug zuständig ist, wies das allerdings zurück. "Wir haben nie eine solche Anforderung gestellt", sagte ECC-Chef Sattar Sadaat der Nachrichtenagentur dpa. Er kritisierte, dass das SMS-Verbot "einen transparenten Wahlprozess und Beobachtungsprozess verhindern könnte". Sadaat forderte ATRA auf, die SMS-Dienste wieder zu aktivieren. Die afghanische Zeitung Khaama berichtet, dass laut ECC das Wahlkampfteam des Präsidentschaftskandidaten Dr. Abdullah Abdullah trotz bereits eingetretener Sperrzeit Wahlwerbe-SMS verschickte.

Präsidentschaftswahl in Afghanistan: Nachfolger für Hamid Karsai gesucht.

(Bild: Office of the President, Afghanistan)

Unter dem Schutz hunderttausender Sicherheitskräfte hat am Samstag in Afghanistan die Präsidentenwahl begonnen. Mehr als zwölf Millionen Stimmberechtigte sind dazu aufgerufen, einen Nachfolger für Präsident Hamid Karsai zu bestimmen. Karsai regiert seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001. Er durfte nach der Verfassung nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren. Die Abstimmung markiert den ersten demokratischen Machtwechsel in der Geschichte des Landes.

In der Hauptstadt Kabul bildeten sich am Morgen trotz Anschlagsdrohungen Schlangen an den Wahllokalen. Die Stadt wurde zur Festung ausgebaut, Sicherheitskräfte errichteten etliche Checkpoints. Wähler werden vor den Wahllokalen auf Sprengstoff und Waffen durchsucht. Vor dem Wahltag wurden landesweit alle 352 000 Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Der Sprecher der Regierung der ostafghanischen Provinz Logar, Din Mohammad Darwisch, sagte, in einem Wahlzentrum sei am Samstag ein Sprengsatz detoniert. Zwei Wähler seien verletzt worden. Nach Angaben der Polizei wurde in der ostafghanischen Provinz Wardak in zwei Distrikten auf Wahlzentren geschossen. Aus der Hauptstadt Kabul wurden zunächst keine Zwischenfälle gemeldet.

Sorgen bereitet neben möglichen Anschlägen auch potenzieller Wahlbetrug. Das Innenministerium meldete am Samstagvormittag einen ersten Betrugsversuch. Ein Polizist und ein Geheimdienstoffizier seien in der ostafghanischen Provinz Wardak festgenommen worden, als sie versucht hätten, Stimmen zu fälschen, teilte das Ministerium mit. (mit Material von dpa) / (mfi)