Android TV: Googles nächster Angriff auf den Fernseher

Simples Interface, bessere Bedienung, optional Spiele: Mit "Android TV" soll Google ein neues TV-Betriebssystem in Arbeit haben. Stellt sich die Frage, wie Chromecast da reinpasst.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Gerade erst präsentierte Amazon eine eigene Wohnzimmer-Box "Fire TV" als Konkurrenz zum Apple TV, Google Chromecast und den in den USA verbreiteten Geräten von Roku, die neben Videos und Musik auch Spiele auf den heimischen Fernseher bringt. Nun berichtet The Verge, Google würde an einem Betriebssystem für Fernseher namens "Android TV" arbeiten, mit dem sich eben solche Inhalte ebenfalls einfach aufrufen ließen.

Neu sind solche Überlegungen seitens Google nun wirklich nicht. Vielmehr handelt es sich um den zweiten Anlauf, nachdem "Google TV" vor einigen Jahren floppte. Seinerzeit konnte das Unternehmen zwar unter anderem Hisense, LG, Samsung, Sony und Logitech als Partner gewinnen, Probleme gab es aber vor allem mit US-amerikanischen TV-Sendern. Die hatten nur wenige Tage nach dem Verkaufsstart Im Oktober 2010 damit begonnen, über das Internet abrufbare TV-Serien für Google-TV zu blocken. In Europa waren die Geräte mit Verspätung gestartet – und boten nicht die von den amerikanischen Modellen bekannte enge Verzahnung von TV- und Netzinhalten. Zudem erwies sich die Bedienung an einigen Stellen als etwas hakelig.

Bei Googles "Android TV" soll der Benutzer die Möglichkeit haben, per Spracheingabe nach Inhalten zu suchen.

(Bild: The Verge)

Aus diesen Fehlern will Google gelernt haben: "Android TV" soll eine simple Bedienoberfläche bieten und nicht mehr der Versuch sein, den Fernseher in ein großes Smartphone zu verwandeln. Im Ergebnis entsprechen Aussehen mit verschiedenen Kacheln (beziehungsweise Karten) und Bedienung damit dem, was man von Apple TV, Fire TV und Co. kennt – auch wenn etwa Sprach- und Gestenerkennung beim Google-System integriert sein soll. Android TV soll auch ein Benachrichtigungssystem bieten, laut The Verge habe Google App-Entwickler aber bereits aufgefordert, davon äußerst sparsam Gebrauch zu machen.

Apropos Apps: Hier soll sich Google die Unterstützung der großen Videodienste gesichert haben, die angeblich bereits an passenden Anwendungen arbeiten. Allerdings ist aktuell die Rede davon, dass Google vor allem auf ein System setze, das dem Anwender Vorschläge mache, was er sich anschauen oder anhören soll. Dazu würden auch Medien gehören, deren Wiedergabe auf Mobilgeräten gestartet und dann abgebrochen wurde. Alternativ ließen sich aber wie gewohnt Apps direkt anwählen.

Bei der Bedienung setzt Google offenbar auf einen Controller mit Steuerkreuz beziehungsweise Pad, mit dem man nach rechts und links durch die Vorschläge und nach oben und unten durch Kategorien scrollt. Weiterhin sind Knöpfe für die Grundbefehle (Enter, Home, Back) vorgesehen. Optional sind Bedienelemente für Games, die sich ebenfalls über Android TV spielen lassen.

Fraglich ist, wie Googles Chromecast in die Strategie passt. Dass das Unternehmen sein erfolgreiches HDMI-Dongle sterben lässt, ist unwahrscheinlich. Entwickler müssen laut The Verge für Android TV und für Chromecast allerdings unterschiedliche Lösungen programmieren. Weiterhin hält sich das Gerücht, Google würde selbst eine "Nexus TV" genannte Wohnzimmer-Box auf den Markt bringen, auf der Android TV läuft. (nij)