Kostenlose Online-Universität

100 Millionen Dollar will ein amerikanischer Softwaremilliardär stiften, um alle Menschen online an Vorlesungen von Genies und Prominenten teilhaben zu lassen.

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Von
  • Florian Rötzer

Gestern kündigte der 35jährige Softwaremilliardär Michael Saylor, Chef der E-Business Firma Microstrategy, an, er wolle 100 Millionen Dollar stiften, um eine Vision umzusetzen: "Kostenlose Ausbildung für jeden Menschen auf der Erde zu jeder Zeit." Ein erster Schritt dahin soll seine geplante Online-Universität sein, mit der er sich in die oberen Ränge der Stifter aus der High-Tech-Branche einreihen will.

Doch die geplante Online-Universität ist - vielleicht notwendigerweise für solch ein Projekt? - zunächst vornehmlich ein Produkt der Aufmerksamkeitsökonomie, das dem MIT-Absolventen die offenbar erwünschte Reputation bringen soll. Ob es aber auch das anbieten wird, was man unter einer Hochschulausbildung versteht, scheint doch eher zweifelhaft zu sein. Geplant sind zunächst keine normalen Seminare oder Vorlesungen, sondern Prominenz soll dem Projekt seinen Glanz verleihen, der dann auch auf den Stifter abfällt. Seine Universität soll offenbar vor allem von "Genies und führenden Persönlichkeiten" getragen werden, deren Vorlesungen aufgezeichnet und dann in eine kostenlos einzusehende "genius knowledge bank" eingespeist werden.

Überzeugt ist der junge Unternehmer, dass sich die Prominenz aus der ganzen Welt darum reißen wird, an seiner kostenlosen Online-dot-com-Universität teilzunehmen. Henry Kissinger und Robert McNamara könnten den Vietnamkrieg behandeln, Bill Clinton soll über Politik referieren, Warren Buffet über Investitionen oder Steven Spielberg über das Machen von Filmen - und mittendrin wahrscheinlich Saylor. Zahlen will er den Genies und Prominenten dafür allerdings nichts: "Die Menschen stellen sich an und kämpfen darum, in die Charlie Rose Show zu gelangen", sagt Saylor. "Ich denke, sie kämpfen auch darum, in das Aufnahmestudio zu kommen. Das eröffnet einem großen Mathematikdozenten die Chance, vor 100 Millionen Menschen zu lehren."

Mehr in Telepolis: Die Prominenten-Universität ist vor allem ein Produkt der Aufmerksamkeitsökonomie. (fr)