Loewe-Rettung in trockenen Tüchern

Das Bangen bei dem insolventen TV-Gerätehersteller Loewe hat ein Ende: Der Kaufvertrag mit dem neuen Eigentümer ist unter Dach und Fach. Auf der Funkausstellung in Berlin soll die neue "Premium-Marke" erstmals präsentiert werden.

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  • dpa

Die Übernahme des angeschlagenen TV-Geräteherstellers Loewe durch einen neuen Investor ist perfekt. Am Dienstagabend wurde das sogenannte "Closing" vollzogen – der im März unterzeichnete Kaufvertrag ist damit wirksam. Die Loewe-Geschäftsführung, der Münchner Investor Stargate Capital und ein von der Deutschen Bank geführtes Bankenkonsortium hätten alle Vertragsbedingungen erfüllt, sagte ein Unternehmenssprecher. "Loewe kann sich nun wieder voll auf die Zukunft konzentrieren", betonte Loewe-Vorstandschef Matthias Harsch.

Loewe

1923 haben die Brüder Siegmund Loewe und David Ludwig Loewe in Berlin die Radiofrequenz GmbH gegründet und bauten zunächst Radios. Es folgt eine wechselvolle Geschichte, das Unternehmen macht unter anderem mit dem ersten europäischen Videorekorder und dem ersten tragbaren Fernseher Furore. 2004 gerät Loewe in Geldnöte, der japanische Konzern Sharp kauft sich bei den Franken ein. 2010 macht Loewe Verluste, der Chef wird ausgewechselt, 2012 wiederholt sich das.

Loewes Geschäftsbetrieb wird rückwirkend zum 1. April von der neu gegründeten Loewe Technologies GmbH übernommen. An der Börse wird das oberfränkische Unternehmen nicht mehr notiert sein. "Dieses neue Unternehmen hat eine solide Eigenkapitalausstattung und ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell", sagte Finanzvorstand Rolf Rickmeyer. Über den Kaufpreis schwiegen beide Seiten – er liege "im oberen einstelligen Millionenbereich", hieß es lediglich. In den kommenden Jahren seien Investitionen im mittleren zweistelligen Millionenbereich geplant.

Loewe hatte im Herbst Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Im Januar schien es so, als sei mit dem Investor Panthera ein Retter gefunden – doch dann trat die private Investorengruppe überraschend vom Kaufvertrag zurück. Der neue Investor Stargate Capital hatte in der ersten Runde ebenfalls ein Angebot abgegeben. Im zweiten Anlauf hat es nun geklappt. Stargate will 430 Beschäftigte übernehmen. Die restlichen knapp 100 Mitarbeiter, überwiegend aus der Produktion, sollen ab Oktober in eine Transfergesellschaft wechseln.

Am Standort Kronach werde festgehalten, sagte der Firmensprecher. Nach Informationen der Gewerkschaft IG Metall wird aber auch die 2013 geschlossene Kooperation zwischen Loewe und dem chinesischen Fernsehbauer Hisense fortgeführt.

Das neue Konzept von Loewe soll auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) im September in Berlin vorgestellt werden. "Loewe wird sich in Berlin erstmalig nicht mehr als reinrassiger TV-Hersteller sondern als Systemanbieter einer Home-Entertainment-Plattform für den gehobenen Anspruch präsentieren", kündigte Loewe-Chef Harsch an. Nach Angaben des IG-Metall-Beauftragten Jürgen Apfel will Loewe verstärkt soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook in die Software der Geräte einbinden. (anw)