NSA-Skandal: Uni Rostock will Snowden zum Ehrendoktor ernennen

Der frühere NSA-Analyst Edward Snowden hat nach weit verbreiteter Meinung mit Enthüllungen über die Abhörpraktiken des US-Geheimdienstes die digitale Welt verändert. Die Universität Rostock möchte ihn nun dafür ehren.

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Von
  • dpa

Mitte Juni 2013 trat Snowden an die Öffentlichkeit.

(Bild: dpa, Guardian/Glenn Greenwald/Laura Poitras)

Der frühere US-Geheimdienst-Mitarbeiter Edward Snowden wird voraussichtlich Ehrendoktor der Universität Rostock. Die Philosophische Fakultät der Universität beschloss mit der notwendigen Dreiviertel-Mehrheit die Eröffnung des Verfahrens, sagte Dekan Hans-Jürgen von Wensierski am Mittwoch. Es sei seines Wissens in Deutschland das erste Mal, dass der als Whistleblower bekannte Snowden eine solche Ehrung erhalten wird. An der Universität von Glasgow hatten Studenten Edward Snowden bereits im Februar zum Rektor gewählt.

Mit der Bekanntgabe der NSA-Praktiken habe er die Funktion eines klassischen Aufklärers erfüllt. Er habe im großen Stil auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam gemacht und Dinge offengelegt, die vorher so nicht bekannt waren, sagte von Wensierski. Aus formalen Gründen werde der Fakultätsrat im Mai noch einmal zur Abstimmung gebeten. Sollte diese positiv ausfallen, müssten der Senat und der Rektor zustimmen. Es sei davon auszugehen, dass Snowden noch in diesem Semester Ehrendoktor der Universität werde.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Nach Worten der Prodekanin Gesa Mackenthun handelt es sich bei der Ehrung um einen symbolischen und politischen Akt sowie um einen Beitrag der Zivilgesellschaft. "Wir sind der Meinung, (...) dass Edward Snowden Ehre verdient."

Gleichzeitig sei die Fakultät davon überzeugt, dass es auch eine Reihe von wissenschaftlich fundierten Gründen für diese Ehrung gebe. Snowden habe ein Wissen von hoher Relevanz präsentiert. Das werde die Gesellschaft verändern, es werde einen Paradigmenwechsel geben. "Er hat uns wie ein Entdecker, wie ein Kolumbus des Digitalzeitalters, ein Wissen eröffnet, von dem wir vielleicht etwas geahnt haben, aber in dieser Dimension nichts gewusst haben", sagte Mackenthun.

Snowden ist zur Zeit in Moskau. Dort hat er vorläufig Asyl erhalten und lebt laut Mackenthun in einer äußerst prekären Situation. Er brauche dringend die Solidarität der Zivilgesellschaft. (mho)