Kabel Deutschland verschlüsselt auch mit NDS Videoguard

Der größte deutsche Kabelnetzbetreiber wird sein Digital-TV-Programm künftig auch mit NDS Videoguard verschlüsseln und plant zunächst den parallelen Einsatz mit Nagravision im Simulcrypt-Verfahren.

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Von
  • Nico Jurran

Kabel Deutschland wird künftig auch das Verschlüsselungssystem NDS Videoguard im Digital-TV-Netz (DVB-C) einsetzen. Das bestätigte das Unternehmen am heutigen Montag gegenüber heise online. In Zukunft hat der Provider – wie schon der Pay-TV-Sender Premiere im Satelliten-TV-Bereich – mit NDS einen weiteren Verschlüsselungspartner neben Nagravision. "Technisch möglich wird das durch das so genannte Simulcrypt-Verfahren, das den Betrieb mehrerer CA-Systeme parallel ermöglicht", erklärte KDG-Sprecherin Joyce Mariel. Am vergangenen Donnerstag hatte NDS mitgeteilt, KDG habe sich für NDS als Technologiedienstleister entschieden, "um den weiteren Aufbau der Digital-TV-Plattform mit einer Systemlösung zu gestalten".

Kabel Deutschland hat bislang jedoch noch nicht bekanntgegeben, ob alle Receiver, bei denen die Umstellung möglich ist, mit einem Videoguard-Zwangsupdate versehen werden. Zu erfahren war lediglich, dass jeder Kunde weiterhin das Programm von Kabel Deutschland mit seinem gewohnten Receiver beziehen könne und die Anschaffung neuer Empfangsgeräte nicht nötig sei. Eine Entwarnung bedeutet dies aber nicht: Auch bei Premiere konnten ja (fast) alle Kunden ihre Receiver behalten; diese verstanden sich aber eventuell nur noch auf NDS Videoguard. Wer sich nach der Umstellung auf NDS Videoguard meldete, erhielt eine passende NDS-Smartcard.

Der Wechsel bei Premiere hatte aber durchaus weitreichende Folgen: Nagravision-verschlüsselte Digital-TV-Programme lassen sich auch mit DVB-Empfängern anschauen (und aufzeichnen), die nicht den offiziellen Segen von Kabel Deutschland haben. Benötigt wird hierfür lediglich ein Receiver mit Common Interface (CI), in das ein passendes Conditional Access Module (CAM) wie Mascoms Alphacrypt (Light) samt Smartcard eingeführt wird. Für NDS Videoguard steht ein solches CAM bislang hingegen nicht zur Verfügung; nach unserer Kenntnis sind lediglich die Dreamboxen DM800 und DM8000 mit inoffiziellen Firmware-Fassungen in der Lage, Videoguard-Smartcards auszulesen.

Ohnehin ist aber wohl davon auszugehen, dass das Ziel von KDG ist, Nagravision langfristig und schrittweise durch NDS Videoguard zu ersetzen. Daher bleibt abzuwarten, ob der Provider noch DVB-C-Receiver zertifiziert, die Nagravision-verschlüsselte TV-Programme wiedergeben können. In Zukunft dürften daher KDG-zertfizierte Receiver in der Gunst der Digital-TV-Fans steigen, die sich nicht auf NDS Videoguard umstellen lassen. Mit diesen Geräten könnte man weiterhin ein Abonnement abschließen, um die Nagravision-Karte dann in einem nicht-zertifizierten Receiver einzusetzen. Dies stellt freilich ein Verstoß gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Providers dar. (nij)