Intels Developer Product Division im Wandel

Auf der ISTEP EMEA, der alljährlich von Intel ausgerichteten Softwarekonferenz für Pressevertreter, OEMs und Reseller aus Europa, Nahost und Afrika, wurde deutlich, dass der Prozessorhersteller bei Entwicklerwerkzeugen keineswegs mehr auf Compiler, Debugging- und Analyse-Tools zu reduzieren ist.

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Von
  • Alexander Neumann
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Auf der ISTEP EMEA, der alljährlich von Intel ausgerichteten Softwarekonferenz für Pressevertreter, OEMs und Reseller aus Europa, Nahost und Afrika, wurde deutlich, dass der Prozessorhersteller bei Entwicklerwerkzeugen keineswegs mehr auf Compiler, Debugging- und Analyse-Tools zu reduzieren ist.

Klar, die rund 20.000 Mitarbeiter, die in Intels unterschiedlichen Softwaregruppen und zugekauften Unternehmen der letzten Jahre arbeiten, sind nicht alle auf professionelle Softwareentwicklung ausgerichtet. Auffällig ist jedoch bei den Tools für Programmierer, dass das Geschäft nicht mehr allein auf die Produkte von Intels Technical-Computing-Abteilung wie Fortran- und C++-Compiler, Math Kernel Library (MKL), Integrated Performance Primitives (IPP), Parallel Studio XE und Cluster Studio XE beschränkt ist. So gibt es weitere Abteilungen, die sich der Themen App-Entwicklung mit HTML5, dem Schreiben nativer Apps mit C++ und Java, Multimedia-Apps und der Programmierung für Embedded Systeme annehmen. Die zugehörigen Produkte heißen hier XDK, INDE, Perceptual Computing SDK und System Studio. Es scheint bei alledem durch, dass Intel sich gehörig um den Markt kleiner Geräte und allen voran um das Terrain Android bemüht.

In vier Bereiche unterteilt Intel seine Entwickler-Tools (Abb. 1)

(Bild: Intel)

Da die Tools noch jung oder neu zusammengestellt sind, ist hier vieles im Fluss. Das XDK hat gerade mal vor einem halben Jahr die Preview-Phase verlassen. INDE für Intel Native Developer Experience hat derzeit Beta-Status und wird wohl erst Ende des Jahres ein fertiges Produkt. Über seine Lizenzierung will Intel derzeit noch keine konkreten Aussagen machen. Die bereitgestellte Beta-Version ist erst einmal kostenlos.

Das etwas mehr als ein Jahr alte System Studio enthält auf die Embedded-Entwicklung abgestimmte und umkonfektionierte Komponenten aus Parallel Studio XE. Sie werden um Tools wie den JTAG Debugger 2014 oder das Tracing- und Debugging-Tool System Visible Event Nexus (SVEN) 1.0 ergänzt. Derzeit unterstützt das Paket Linux, Wind River Linux, Wind River VxWorks, Tizen und nun auch Android für x86.

Doch ist der Embedded-Markt keine Kerndomäne für Intel, weswegen es noch eine Weile dauern mag, bis das Paket in der Embedded-Szene so richtig wahrgenommen wird. Verheißungsvoll mag es jedoch sein, dass Intel System Studio beim boomenden Internet of Things ins Spiel bringt. Von den IDC- oder Gartner-Analysten spekulierte 200 Milliarden vernetzte Geräte im Jahr 2020 wollen unterstützt werden. Intel will hierfür schon bald das auf Intels Quark-Prozessor basierende Edison-Board herausbringen. Und System Studio lässt sich seit kurzem zur Entwicklung für Quark einsetzen.

Dass Intel diesen Markt ernst nimmt, verdeutlichen auch die 700 Millionen US-Dollar Risikokapital, die der Chip-Hersteller in den Hadoop-Distributor Cloudera einfließen lassen hat. Denn die gewaltigen Datenmengen des Internet der Dinge müssen verarbeitet und analysiert werden, um einen wirklichen Mehrwert zu bieten. Intel wird dafür seine eigene, gerade mal ein Jahr alte Hadoop-Distribution in Clouderas Angebot einfließen lassen. Die nun fast 20 Prozent Anteile an Cloudera mögen sich aber rechnen, gilt das Unternehmen als Wegbereiter schlechthin für ein Enterprise Big Data, und nicht nur weil Hadoop-Erfinder Doug Cutting CTO von Cloudera ist.

Spät, aber dann doch ist Intel in der Gegenwart der alles durchdringenden Apps gelandet. Das Unternehmen ist gut beraten, hier auf mehrere Stützen zu setzen. Das kostenlose XDK ist für die
Cross-Plattform-Entwicklung mit HTML5, JavaScript und CSS3 ausgelegt. Dafür bietet es Werkzeuge zur Entwicklung, zum Testen und zur Freigabe der Apps in unterschiedlichen Online-Stores. Über die grafische Entwicklungsumgebung lassen sich die Apps einfach und schnell zusammenklicken und gestalten, wodurch sie auch für Hobby-Programmierer oder Programmierneulinge interessant sein könnte. Da mobile Web-Apps nicht allen Ansprüchen genügen können, verwendet das XDK unter der Haube Apache Cordova, mit dem sich hybride Apps erstellen lassen, die weitgehend den Gewohnheiten nativer Apps entsprechen. Alternativ gibt es von Intel das Open-Source-Projekt Crosswalk, eine auf dem Chrome-Browser basierende Laufzeitumgebung mit Zugang zu Geräteressourcen. Es lässt sich bei Android (x86, ARM) und Tizen (x86) nutzen.

Intel zählt derzeit 80.000 registrierte Anwender, die für anscheinend mehr als 1600 mit dem XDK gebaute Apps verantwortlich zeichnen. Die Tools selbst sind aus einer Übernahme Anfang des letzten Jahres hervorgegangen. Lag der Fokus zu Beginn auf der Integration in das Intel-Portfolio, sind mittlerweile auch neue Features wie ein Remote JavaScript Debugger, ein App Profiler und ein Performance Analyzer für Android hinzugekommen.

Intels Cross-Plattform-Werkzeug INDE ist noch nicht so weit wie das XDK. Erst seit dem Mobile World Congress läuft es unter diesem Namen. Vorher hatte es noch den Codenamen Beacon Mountain. Mit INDE sollen sich native Anwendungen für Geräte mit unterliegender ARM- oder Intel-Architektur entwickeln lassen, auf denen Android ab Version 4.3 beziehungsweise Microsoft Windows 7 bis 8.1 läuft. Das Paket fasst verschiedene, in Eclipse und Visual Studio integrierbare Entwicklerwerkzeuge zusammen und bietet ergänzende Optionen zum Debuggen und Analysieren der in C++ oder Java verfassten Anwendungen.