US-Kongressbericht: China ist den USA im Cyberwar bereits überlegen

China rüstet nach dem Bericht massiv für einen Cyberwar auf und habe bereits die Kapazität, "zu jeder Zeit überall auf der Welt anzugreifen"

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Von
  • Florian Rötzer

Die USA drohen den Wettlauf um die militärische Dominanz im Cyberspace zu verlieren, befürchten US-Parlamentarier. Schon jetzt hätten die Chinesen solche ausgeklügelten Angriffsmöglichkeiten entwickelt, "dass die USA nicht mehr imstande sein können, einen Gegenangriff zu führen oder überhaupt den Angriff zu entdecken", warnt die U.S.-China Economic and Security Review Commission in ihrem jährlichen Bericht über die Sicherheitslage der beiden Länder.

China investiere große Ressourcen, um seine Position im Weltraum und im Cyberspace zu stärken, heißt es. Die chinesischen Militärstrategen begriffen die Abgängigkeit der USA von den Satelliten im Weltraum und von der Informationstechnik als Schwäche. Die Investitionen des Militärs in diese Bereiche sollen China einen "asymmetrischen" Vorteil verschaffen. Sollte es zu einem Konflikt zwischen China und den USA kommen, so sei es höchst wahrscheinlich, dass gegenseitig auch die jeweiligen "Weltraumsysteme" angegriffen würden oder verteidigt werden müssten.

Die 12-köpfige Kommission, die paritätisch mit demokratischen und republikanischen Abgeordneten besetzt ist, weist in dem über 400 Seiten starken Bericht auch darauf hin, dass die Zahl der Angriffe aus China auf Computer der US-Regierung, der Rüstungsindustrie und anderer Unternehmen stark zugenommen habe. 2007 seien nach Angaben des Pentagon 5 Millionen Computer in den USA zum Ziel von 43.880 Angriffen geworden, fast ein Drittel mehr als im Jahr zuvor. Die Chinesen hätten, wird ein Luftwaffengeneral zitiert, 10 bis 20 Terabytes an Informationen von US-Computern heruntergeladen.

Nach dem Bericht sollen in China um die 250 Gruppen, geduldet vom Staat oder sogar durch ihn unterstützt, operieren, um Netzwerke zu stören oder in sie einzudringen. Zumindest von der Duldung müsse man ausgehen, da die Regierung das Internet streng überwache. Zudem setze die Regierung eine "riesige Zahl an Menschen für die Cyberaktivität" ein. Geschult würden sie in aller Regel in Militärakademien.

Cyberangriffe seien deswegen so gefährlich, weil sie ohne große Mittel in "Lichtgeschwindigkeit" ausgeführt werden könnten, sodass es kaum Zeit für die Einleitung von Gegenmaßnahmen gebe. Überdies könnten die Angreifer nur schwer zurückverfolgt werden, während die Gefahr bestehe, dass durch einen erfolgreichen Angriff auf internetabhängige Netzwerke der Regierung oder des Militärs "die USA paralysiert werden können". Cyberangriffe könnten Finanzsysteme, Stromnetze oder andere wichtige Infrastrukturen wie mit einem "kinetischen" Angriff lahmlegen, aber, so wird im Bericht überlegt, ein Gegenangriff mit traditionellen militärischen Angriffen würde von anderen Nationen und internationalen Organisationen vermutlich als "unangemessen und eskalatorisch" angesehen. Ungeklärt sei auch, ab wann ein Cyberangriff als militärische Aktion gewertet werden soll.

Gewarnt wird davor, dass viele Bestandteile der Kommunikationstechnik aus China kommen, wodurch "theoretisch" die Gefahr bestünde, dass die chinesische Regierung heimlich Programme installiert, die im Konfliktfall aktiviert werden könnten, um Netzwerke zu stören oder Informationen zu manipulieren. Die Autoren des Berichts empfehlen größeren Ausgaben zum Schutz der Netzwerke und die Aufnahme eines militärischen Dialogs mit China über Themen des Cyber- und Weltraumkriegs, um konfliktreduzierende Mechanismen, größere Transparenz und möglicherweise auch internationale Regelungen einzuführen. (fr)