Österreich zeigt CERN die kalte Schulter

Österreichs Wissenschaftsminister hat den Ausstieg seines Landes aus der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) für das Jahr 2011 angekündigt. Andere wissenschaftliche Schwerpunkte würden wegen des hohen Budgetbedarfs "abgeschnitten".

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Österreichs Wissenschaftsminister Johannes Hahn hat den Ausstieg seines Landes aus der Europäischen Organisation für Kernforschung, CERN, für das Jahr 2011 angekündigt. Der Minister begründete die Entscheidung mit Kosten von jährlich 20 Millionen Euro. Dies seien 70 Prozent der für internationale Mitgliedschaften zur Verfügung stehenden Mittel. Zuletzt hatte Hahn sich allerdings noch über einen deutlichen Anstieg der Mittel des BMWF gefreut. Für das Jahr 2009 stehen dem Bereich Wissenschaft und Forschung danach 3,4 Milliarden Euro zur Verfügung, 15 Prozent mehr als 2008. Im Jahr 2010 steigt das Budget noch einmal um 10 Prozent auf dann 3,74 Milliarden Euro.

Sein Ministerium habe zwischen Weitermachen und dem Verzicht auf Zukunftsperspektiven abwägen müssen, erklärte der ÖVP-Minister. Geprüft wurden zuvor alle Mitgliedschaften Österreichs bei internationalen Einrichtungen hinsichtlich "Sinnhaftigkeit", "wissenschaftlicher Ökonomie" und "zukünftigem Nutzen" für eine möglichst hohe Zahl an Fachdisziplinen. CERN, an dem Österreich seit dem Jahr 1959 beteiligt ist, fiel Hahns Angaben zufolge deshalb durch, weil andere wissenschaftliche Schwerpunkte wegen des "hohen Budgetbedarfs" dann "abgeschnitten" gewesen wären. Größter Finanzier des CERN mit einem Anteil von 19,4 Prozent (208 Millionen Schweizer Franken im Jahr 2008) ist im Übrigen Deutschland.

Der wissenschaftliche Output des CERN sei unbestritten, hieß es am heutigen Donnerstag weiter, die Sichtbarkeit kleiner Staaten beziehungsweise einzelner Wissenschafter bei den riesigen CERN-Experimenten mit rund 2000 Beteiligten sei aber "eher gering". Für weltweite Schlagzeilen sorgt derzeit vor allem der (reparaturbedürftige) Teilchenbeschleuniger LHC (Large Hadron Collider), das bislang größte Physik-Experiment der Menschheit: In einem 27 Kilometer langen Ring sollen Protonen auf eine Energie von bis zu 7 TeV beschleunigt werden, um dann aufeinanderzuprallen. Man erhofft sich davon Antworten auf ungeklärte Fragen der Elementarteilchenphysik, insbesondere den Nachweis des Higgs-Bosons, eines bisher hypothetischen Teilchens, das im Standardmodell der Elementarteilchenphysik vorhergesagt wird. (pmz)