Plagiatsaffäre um "Große Seeschlachten": Verlag verlangt Diskussion über Wikipedia

Der Verlag C.H.Beck nimmt das Buch "Große Seeschlachten. Wendepunkte der Weltgeschichte" wegen Passagen vom Markt, die aus der Wikipedia abgekupfert sind. Nun verlangt der Verlag eine Diskussion über das Verhältnis der Wissenschaft zu der Enzyklopädie.

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Das Cover des inkriminierten und nun vom Verlag zurückgezogenen Buches

(Bild: C.H.Beck )

Ein Facebook-Eintrag brachte den Stein ins Rollen: Der Verlag C.H.Beck liefert den Titel "Große Seeschlachten. Wendepunkte der Weltgeschichte von Salamis bis Skagerrak" von Arne Karsten und Olaf Rader nicht mehr aus, da sich darin aus der Wikipedia plagiierte Passagen befinden. Darüber hinaus fordert der Verlag, den Stellenwert von Wikipedia in der Wissenschaft zu diskutieren. "Jeder benutzt sie, keiner zitiert sie – das scheint bisher die Devise zu sein". Wissenschaftler und Verlage sollten ihren Umgang mit der Online-Enzyklopädie klären, heißt es in einer Stellungnahme C.H.Beck sei bereit, sich an dieser Diskussion zu beteiligen.

Der 39 Jahre alte Freiberufler Arne Janning, der Philosophie, Soziologie, Geschichtswissenschaft und Germanistik studiert hat, hatte auf Facebook ursprünglich geschrieben, das Seeschlachten-Buch sei vollständig aus Wikipedia-Einträgen zusammenkopiert und dazu vier Belegstellen aufgeführt. Die Behauptung, das Buch sei vollständig plagiiert, nahm Janning inzwischen zurück.

Diese Anschuldigungen hat der Verlag entschieden zurückgewiesen. "Die eigentliche wissenschaftliche und geistige Leistung der Autoren (...) sieht der Verlag durch die oben skizzierten Übernahmen aus Fremdtexten auf der Faktenebene nicht beeinträchtigt." Das Buchprojekt sei außerdem nicht von der DFG gefördert worden, wie Janning ebenfalls ursprünglich behauptet hatte.

Die Autoren haben nach Verlagsangaben rechtliche Schritte gegen Janning eingereicht. "Das Vorgehen, pauschalisierende Behauptungen in die Welt zu setzen, ohne diese hinreichend zu belegen, ist nicht akzeptabel." Bei eigenen Untersuchungen – unter anderem mit der Software "iThenticate" – habe der Verlag allerdings feststellen müssen, dass die Vorwürfe gegen Rader teilweise zutreffen, Mitautor Karsten habe sich allerdings nichts zuschulden kommen lassen.

"Der Verlag entschuldigt sich für die nicht kenntlich gemachten Übernahmen aus Wikipedia", hieß es in der Mitteilung. "Olaf Rader bedauert die nicht nachgewiesene Nutzung fremder Texte zutiefst." Rader ist nach Verlagsangaben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften tätig und lehrt als Professor an der Berliner Humboldt-Universität. (mit Material der dpa) / (anw)

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