Intels Zukunftsträume: Allgegenwärtige, selbstkonfigurierende Computer

Nicht nur der Menschheit steht eine Bevölkerungsexplosion bevor. In noch viel größerem Ausmaß soll in ferner Zukunft die Welt von Computern besiedelt sein.

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Nicht nur der Menschheit steht eine Bevölkerungsexplosion bevor. In noch viel größerem Ausmaß soll in ferner Zukunft die Welt von Computern besiedelt sein – zumindest wenn sich die Visionen, die Intel-Forschungschef David Tennenhouse in seiner Auftaktrede zu Intels Computer Continuum Conference zeichnete, bewahrheiten sollten. Die gerade stattfindenden Konferenz führt 500 Teilnehmer aus Forschung, Universitäten und der Industrie zusammen, um gemeinsam über die Computerwelt der Zukunft zu philosophieren, aber auch konkrete Projekte vorzustellen.

Nach Ansicht von Tennenhouse wird die Anzahl der Computer in absehbarer Zeit auf das hundert- bis tausendfache der Weltbevölkerung anwachsen. Dann wird sich auch unser Umgang mit Computern und deren Bedeutung in unserem Leben von Grund auf gewandelt haben, prophezeit er. Computer werden weniger Anforderungen an ihre Nutzer stellen als heutzutage. Die Milliarden von Computern werden uns automatisch mit den Informationen, Kommunikationsmöglichkeiten und Dienstleistungen versorgen, die wir brauchen. Dank anpassungsfähiger Software werden die Systeme sich selbst organisieren und konfigurieren können, sodass eine weitgehend unsichtbare Computerumgebung entsteht, erklärt Tennenhouse. "Computer werden auf allen Ebenen und in jedem denkbaren Umfeld vollständig in unser tägliches Leben und unsere öffentliche Infrastruktur integriert sein, sodass wir sie so oft und selbstverständlich benutzen wie einen Lichtschalter."

Mit ersten Ansätzen, die die Zukunftsträume von Tennenhouse möglicherweise Realität werden lassen, können einige Kongressteilnehmer schon aufwarten. So stellte Joe Paradiso vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) Turnschuhe mit eingebauten Sensoren vor, die über eine drahtlose Verbindung Informationen über Druck, Erschütterung oder Höchstleistung an ihren Träger übermitteln. Diese können beispielsweise eingesetzt werden, um Leistungsprofile für Athleten zu erstellen. Ein weiteres Produkt aus Paradisos Kaderschmiede kommt ebenfalls auf Turnschuhbasis daher. Eingebaute Dynamos erzeugen aus der Bewegung des Trägers Strom. Dieser reiche derzeit zwar gerade mal aus, um ein Radio mit geringer Leistung zu betreiben, aber eines Tages könne auch ein Handy oder ein PDA damit versorgt werden.

Forscher der Columbia-Universität demonstrierten auf Intels Konferenz ein GPS-gestütztes Informationssystem, das seinem Träger allerorten erzählt, wo er sich befindet, was er sich gerade anschaut und wie er nach einer anstrengenden Städtetour noch am schnellsten einen Happen zu essen bekommt. Die Informationen werden über eine Art halbdurchlässiges Display vor den Augen des Trägers als Grafiken oder Text eingeblendet. Über Sensoren am Kopf ermittelt das System, worauf der Träger seinen Blick wirft. Mit den Maßen eines großen Rucksack sei das Ganze zwar noch etwas unhandlich, könne aber auf die Größe eines Handys reduziert werden, sagen die Forscher. (atr)