Telekom startet digitale Brieftasche MyWallet

Mobilfunkkunden der Deutschen Telekom sollen künftig mit ihrem Handy kontaktlos bezahlen, Rabattkarten verwalten und Tickets speichern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 78 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Axel Kossel

Etwa zehn Monate später als ursprünglich angekündigt startete die Deutsche Telekom heute MyWallet in Deutschland. Die digitale Brieftasche wird zunächst zum mobilen Bezahlen nutzbar sein. Ab Sommer soll sie digitale Coupons von Hit und Edeka verwalten und später auch Tickets, Fahrscheine, Bonuskarten und mehr. Voraussetzung zur Nutzung ist ein Mobilfunkvertrag bei der Telekom.

Für das Bezahlverfahren ist zum Start eine Guthabenkarte von MasterCard verfügbar, die die Telekom-Tochter ClickandBuy ausgibt. Anfangs muss die Karte manuell aufgeladen werden; eine automatische Aufladung vom Girokonto sei in Arbeit, teilte die Telekom heute in Bonn mit. Die Karte ist im ersten Jahr kostenlos; zudem lockt die Telekom zur Markteinführung mit einem Guthaben-Geschenk von bis zu 40 Euro. Ab dem zweiten Jahr soll die MyWallet-Card 9 Euro im Jahr kosten. Bis dahin sollen aber auch andere Karten von Maestro oder Visa und andere Verfahren wie mobile Lastschrift in MyWallet nutzbar sein.

Die Bezahlung erfolgt kontaktlos über NFC. Daher benötigen die Kunden eines von derzeit achtzehn NFC-fähigen Handy-Modellen von Samsung oder Sony, die die Telekom unterstützt. Der Bonner Konzern verhandelt mit anderen Herstellern über die Zertifizierung von weiteren Geräten. Die MyWallet-App wird kostenlos in Googles Play Store angeboten.

die MyWallet-App übermittelt via NFC eine Zahlung an ein Kartenterminal.

(Bild: Deutsche Telekom)

Geräte ohne NFC-Unterstützung wie das iPhone können mit einem Karten-Sticker versehen werden, mit dem sich die Bezahlfunktion der Guthabenkarte nutzen lässt. Außerdem erhält man eine Karte mit Kontakten, die auch an normalen Bezahlterminals funktioniert. Denn bislang sind nur rund 35.000 der rund 800.000 bei deutschen Händlern installierten Kassenterminals NFC-fähig. Das Kartenkonto wird über eine eigene Card Check App verwaltet, die es auch für iOS gibt.

Um die MyWallet-App auf einem der 18 unterstützten Handy-Modelle nutzen zu können, benötigt man außerdem eine NFC-fähige SIM-Karte, die als Sicherheitsmerkmal und Datentresor dient. Sie wird mit den unterstützten Geräten ab sofort immer ausgegeben; Besitzer eines solchen Geräts können sie kostenlos nachbestellen.

Thomas Kiessling von der Telekom erläuterte, dass die Telekom bei MyWallet auf verschiedenen Ebenen verdiene. So habe man über 50 Prozent der NFC-fähigen Kartenterminals selbst bei den Händlern installiert. Außerdem erhebe man bei bei Zahlungen mit MyWallet-Card die handelsüblichen Gebühren. Darüber hinaus erwarte die Telekom, dass sich der mobile Handel weiter entwickle. MyWallet sei ein Container, auf dem die Händler Geschäftsmodelle ausprobieren können. Der Fokus liege derzeit auf Leuchtturmprojekten. Ein solches starte im Sommer mit der Raststättenkette Tank & Rast, die an rund 400 Selbstbedienungs-Kaffeemaschinen MyWallet als Zahlungsmittel akzeptieren will.

MyWallet war bereits im Herbst 2012 in Polen gestartet. Dennoch hat die Telekom bis jetzt mit der Einführung in Deutschland gewartet, obwohl Vodafone Ende 2013 ein ähnliches Wallet herausbrachte. Die Telekom erklärt die Vezögerungen damit, dass man für die MyWallet-Karte eine deutsche Banklizenz erlangt habe. (hob)