Britische Copyright-Allianz fordert Netzsperren gegen illegales Filesharing

Branchenverbände und Gewerkschaften machen sich bei der britischen Regierung für einen effektiveren Schutz der Urheberrechte im Internet stark. Netzsperren für Wiederholungstäter sollen Arbeitsplätze in der Filmbranche retten.

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Eine bunte Allianz von Vertretern der Copyright-Branchen setzt sich bei der britischen Regierung dafür ein, Internetnutzern bei wiederholten Urheberrechtsverletzungen den Anschluss zu sperren. Mit einem gemeinsamen Empfehlungspapier machen sich neun Branchenverbände und fünf Gewerkschaften dafür stark, entsprechende Regelungen in die Regierungspläne für die digitale Zukunft des Landes aufzunehmen.

Demnach soll die Regierung die Providerbranche zum Handeln zwingen. Kunden, die wiederholt durch illegale Verbreitung urheberrechtlich geschützten Materials auffallen und Mahnungen ignorieren, sollen vom Netz abgeklemmt werden. Die britische Copyright-Lobby blickt dabei vor allem nach Frankreich, wo die Regierung Sarkozy ein entsprechendes Gesetz gegen erheblichen Widerstand durchdrücken will. Nachdem das französische Vorhaben zuletzt im Parlament gescheitert war, soll es noch vor der Sommerpause wieder eingebracht werden.

Großbritanniens Premier Gordon Brown hatte einem Medienbericht zufolge solchen Wünschen zuletzt eine Absage erteilt. Die britischen Provider hatten sich im vergangenen Jahr auf massiven politischen Druck zur Zusammenarbeit mit den Rechteinhabern bereit erklärt und verschicken nun Warnbriefe an auffällig gewordene Kunden. Ein "Three-Strikes"-Regime nach französischem Vorbild, bei dem nach dreimaliger Mahnung der Anschluss gekappt wird, konnten die britischen Rechteinhaber nicht durchsetzen.

Mit dem neuen Vorstoß wollen die Rechteinhaber nun den Druck auf die Labour-Regierung erhöhen, berichtet die BBC. Illegales Filesharing bedrohe etwa 800.000 Arbeitsplätze in den kreativen Branchen Fernsehen, Film, Musik und Software, meint die Allianz, der neben anderen auch der Verband der britischen Musikindustrie angehört. Die Lobby-Gruppen führen weiter an, etwa die Hälfte des britischen Internetverkehrs enthalte illegale Inhalte. Für 2007 schätzt die Allianz allein in Großbritannien 98 Millionen illegale Filmdownloads sowie über eine Milliarde illegale Musikdownloads.

Die britischen Provider wehren sich standhaft gegen solche Begehrlichkeiten. Kunden könnten willkürliche Sperrmaßnahmen vor Gericht anfechten, hält der britische Branchenverband ISPA dagegen. Die Argumente der Provider haben zuletzt Rückenwind aus Brüssel erhalten, nachdem das EU-Parlament einem "Three-Strikes-Regime" ohne Richterbeschluss mit der verabschiedeten Fassung des Telecom-Pakets eine klare Absage erteilt hatte. (vbr)