Kommentar: Samsung erspart Galaxy S3 das Update auf Android 4.4

Samsung will das Galaxy S3 nicht mit einem Update auf Android 4.4 versorgen. Das ist zwar eine schlechte Nachricht, aber auch eine gute, denn so bleibt das S3 benutzbar.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 462 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Samsung hat vor einigen Tagen bekannt gegeben (siehe bei TechStage), für die Smartphones Galaxy S3 und S3 mini kein Update auf Android 4.4 auszuliefern. Das ist natürlich einerseits eine schlechte Nachricht, aber auch eine gute, denn so bleibt das S3 sowohl bedienbar als auch von einer Einschränkung bei SD-Karten verschont.

Schwerwiegender als das Fehlen der Verbesserungen von Android 4.4 wiegt beim Ausbleiben des Updates eher, dass damit auch Security-Updates fehlen. Das wiederum kann Samsung nicht entscheidend lösen, hier ist Google gefragt. Derweilt fährt der Nutzer mit Custom ROMs möglicherweise besser.

Das Galaxy S3 und S3 mini bekommen kein Android 4.4, die LTE-Version (und die meisten neueren Galaxy-Modelle) schon.

(Bild: TechStage )

Samsung gibt offen zu, dass die firmeneigenen Erweiterungen der Bedienoberfläche das Update auf Android 4.4 verhindert, wie SamMobile berichtet. Obwohl Android 4.4 mit 512 MByte Hauptspeicher auskommt, seien das S3 und das S3 mini mit 1 GByte zu schlecht ausgestattet, um die "best consumer experience" zu bieten. Lediglich das S3 LTE mit 2 GByte RAM solle das Update bekommen. Die Samsung-Erweiterungen bremsen das Gerät also (unnötig) aus, und somit erspart die Update-Verweigerung den Nutzern den iPad-1-Effekt: Dieses anfangs revolutionäre Tablet lässt sich nach den letzten Updates kaum noch bedienen, selbst Apples eigene Apps stürzen ab, vieles läuft entnervend langsam.

Ein Kommentar von Jörg Wirtgen

Schreibt seit 1999 für c't und heise online, anfangs über Mainboards und Prozessoren, dann Notebooks, seit vielen Jahren nun über Smartphones und Tablets. Daneben beschäftigen ihn Android-Programmierung und die Synchronisation des ganzen Geräteparks.

Zudem bereitet Android 4.4 auf Smartphones mit SD-Slot ein Problem: Apps dürfen nur noch ihren eigenen Bereich auf Speicherkarten beschreiben, nicht mehr die gesamte Karte. Das macht Dateimanagern das Leben schwer, auch kann man nicht mehr ohne weiteres Dateien in mehreren Apps gemeinsam bearbeiten. Lösen lässt sich das nur per Root – Google hat die Hersteller verpflichtet, dieses Verhalten zu übernehmen. Einfacher ist es, bei Android 4.3 zu bleiben ...

Außer den Neuerungen von 4.4 entgeht den Nutzern allerdings noch etwas, nämlich die Bugfixes. Glücklicherweise sind keine Bugs bekannt, die tatsächlich ausgenutzt werden, dennoch zeigt sich hier ein Designproblem von Android (das ähnlich bei iOS und Windows Phone allerdings auch vorhanden ist): Sicherheits-Fixes lassen sich nicht separat einspielen, sondern erfordern ein komplettes Betriebssystem-Update samt Validierung vom Gerätehersteller und von Netzbetreibern. Ein wenig entschärft Google das Problem, indem immer mehr Funktionen in Apps und die Play Dienste ausgelagert werden, die ohne Zutun der Gerätehersteller Updates bekommen. Doch ein transparenteres System würde Google viel Vertrauen zurück bringen.

Und so bleibt als Lösung für Nutzer eigentlich nur, sich selbst um ein performantes System mit Update-Versorgung zu kümmern: Er muss das Gerät rooten und ein Custom ROM aufspielen. Cyanogen, das bekannteste, unterstützt das S3 und das S3 mini jedenfalls schon länger, auch in Version CM11 mit Android 4.4 – und aufgrund des fehlenden Samsung-Schnickschnacks läuft es performant. Viele Tipps zum Rooten und zum Aufspielen von Custom ROMs bringt die nächste c't 12/14 (ab 19. Mai am Kiosk). (jow)