NSA-Skandal: "Sammle alles, verarbeite alles, nutze alles aus"

In seinem nun veröffentlichten Buch untermauert Glenn Greenwald seinen Vorwurf, die NSA wolle alle Daten sammeln, die irgendwo anfallen. Neue Dokumente von Edward Snowden belegen diesen Wunsch nach globaler Überwachung.

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Von
  • Martin Holland

Alles überwachen, sammeln und auswerten.

(Bild: Glenn Greenwald, "Die totale Überwachung")

In seinem Buch "Die globale Überwachung" zum NSA-Skandal liefert der Journalist Glenn Greenwald weitere Hinweise, dass westliche Geheimdienste an der totalen Überwachung arbeiten. Greenwald hat dazu nun weitere NSA-Dokumente ins Netz gestellt. Darin gibt die NSA als Ziele für die Datensammlung aus: "Erschnüffle alles. Wisse alles. Sammle alles. Verarbeite alles. Nutze alles aus. Mach alle zu Partnern."

Auch wenn es in dem Buch keine wirklich neuen Enthüllungen zu der Arbeit der NSA und ihrer Partner gibt, vervollständigen einige der dazu veröffentlichten Folienn das Bild des Überwachungsapparats. Greenwald verweist auf zahlreiche interne Memos, in denen Meilensteine der wachsenden Überwachung bejubelt würden. Bereits im Jahr 2011 etwa habe der britische GCHQ mitgeteilt, dass dank des Zugriffs auf den Internetverkehr bis zu "50 Milliarden Ereignisse pro Tag empfangen" würden. Das Programm Shelltrumpet der NSA sammelte einem anderen Dokument zufolge bis Ende Dezember 2012 eine Billion Metadaten.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

In anderen Dokumenten wird dargelegt, dass die NSA für die US-amerikanische UN-Botschafterin Susan Rice Informationen über die Verhandlungstaktik von Japan, Mexiko, Brasilien und Frankreich besorgte. Dadurch habe man gewusst, wo die Verhandlungspartner die Wahrheit sagten, was ihre wirkliche Einstellung gewesen sei und was für sie absolut nicht machbar war. Am Ende habe man die gewünschte Resolution zu Sanktionen gegen den Iran erreicht.

Weiter geht aus den Folien hervor, mit welchen Mitteln die Briten Facebook-Nutzer ausspionieren, wobei ihnen der Zugriff auf Unterseekabel zugute kommt. Außerdem arbeitet man im Vereinigten Königreich im Rahmen des Programms "Thieving Magpie" ("Diebische Elster") daran, auch Kommunikationsdaten von Flugzeuginsassen zu überwachen. Wenn sie dort ein Blackberry benutzen, dann sei das bereits möglich. Als Begründung für diese Anstrengungen stellt die NSA die rhetorische Frage: "Welches Land möchte die Welt nicht zu einem besseren Ort machen... für sich selbst?"

Folien aus "Die globale Überwachung" (14 Bilder)

Jede Menge Partner

Auch wenn die Unternehmen es immer wieder leugnen, die NSA zumindest sieht in vielen von ihnen Partner.
(Bild: Glenn Greenwald, "Die globale Überwachung")

Neben diesen Einblicken in das Archiv des Edward Snowden blickt Greenwald in dem Buch ausführlich auf den Beginn der Enthüllungen zurück. Teilweise lesen sich diese Zusammenfassungen wie ein Spionagethriller, vor allem, wenn Greenwald die Tage in Hongkong rekapituliert, wo er mit Laura Poitras und dem Guardian-Journalisten Ewen MacAskill den NSA-Whistleblower Edward Snowden erstmals persönlich getroffen hat. Am Ende widmet Greenwald schließlich noch ein ganzes Kapitel der "vierten Gewalt" mit teilweise heftiger Kritik an den Medien, denen er zu wenig Distanz von Regierungen vorwirft. (mho)