IBM entwickelt Werkzeug zum gemeinsamen Surfen

"Blue Spruce" soll im Gesundheitswesen und der Finanzindustrie eingesetzt werden und ermöglicht die Browser-Bedienung mit zwei Mauszeigern.

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Online-Zusammenarbeit besteht heutzutage oft aus nicht viel mehr als dem Weiterleiten von Links oder Schnipseln aus einer Website an Freunde oder Kollegen, ergänzt um kurze Kommentare. Der IT-Konzern IBM will das nun ändern: Die Software-Forschungsabteilung des Unternehmens hat einen Browser entwickelt, den sich mehrere Nutzer über das Internet teilen können. Derzeit noch ein Experimentalprojekt, soll "Blue Spruce" bald die Art verändern, wie geschäftliche Nutzer das Web verwenden, hofft der Konzern, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

David Boloker, Chief Technology Officer in der Abteilung für Internet-Technologien der IBM Software Group in Boston, glaubt, dass das Vorhaben ein logischer nächster Schritt im Web-Geschäft sei. Er selbst untersuchte mehrere Jahre lang das Mashup-Phänomen – Anwendungen, die erstellt werden, indem verschiedene kleinere Stücke Software miteinander kombiniert werden. Boloker und seinen Kollegen wurde dabei klar, dass sich diese Technik auch zur Schaffung besserer Werkzeuge für das Web eignen könnte.

Der Blue-Spruce-Browser ist das Ergebnis. Die Demo-Anwendung bietet Echtzeit-Video in einer Ecke des Bildschirms, einen Streaming-Video-Clip mit Nachrichten in der Mitte und ein Kurslaufband im unteren Bereich. Sowohl der Nutzer als auch sein Kollege können die Seite mit eigenen Mauszeigern kontrollieren. Mit einer Spezialfunktion lassen sich außerdem alle Veränderungen an der Seite, die sie vornehmen, in einer eigenen Farbe markieren.

Blue Spruce ist kein komplett neuer Browser – es ist nur ein cleveres Modell, verschiedene existierende Web-Programme miteinander zu verbinden (der aktuelle Prototyp setzt auf eine veränderte Variante von Apples Safari). Nach dem Einloggen in das Blue Spruce-System können mehrere Nutzer gleichzeitig mit Web-Seiten und Anwendungen interagieren. Die Software setzt das gegenüber dem Server so um, als handele es sich nur um einen einzelnen Browser-Benutzer. Alles, was ein User auf einer so geteilten Seite tut, wird an Blue Spruce weitergeleitet, das die Veränderungen dann an die anderen Teilnehmer schickt.

IBM hofft, dass Blue Spruce für geschäftliche Nutzer nützlich sein wird. Beispielsweise könnten Finanzanalysten den Beginn ihres Morgens gemeinsam damit verbringen, über miteinander geteilte Seiten zu surfen, Nachrichten zu analysieren und Veränderungen auf dem Aktienmarkt zu begutachten. Wenn ein Nutzer nicht eine komplette Seite teilen will, kann er auch nur kleine, festgelegte Bereiche freischalten, um die Aufmerksamkeit auf bestimmte Informationen zu lenken. Obwohl Blue Spruce noch ein Forschungsprojekt ist, soll es bereits Anfang nächsten Jahres breiter im Gesundheits- und Finanzbereich getestet werden. Geht alles gut, sollen etwas später eine Handvoll Testkunden die Software nutzen.

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(bsc)