c't Labs: Falsch, falscher, am falschesten - Intels CPU-Gewirr

Mit den komplizierten Prozessorbezeichnungen tut sich Intel keinen Gefallen: Darüber stolpern nicht nur Käufer, Mainboard- und Systemhersteller, schon auch die eigenen Mitarbeiter.

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Die Firma Tyan – eine Sparte des Auftragsfertigers Mitac – hat jüngst eine Pressemitteilung zu Single-Socket-Serverboards verbreitet: Diese LGA1150-Boards mit C200-Chipsätzen unterstützen nach einem BIOS-Update jetzt auch die neuen "Haswell Refresh"-Xeons. Es handelt sich also um Prozessoren der Baureihe Xeon E3 1200-v3. Doch die Tyan-Pressestelle machte daraus zuerst einen Xeon E5-1300 und später einen Xeon E3-1300 v3. Beide gibt es nicht: Auch die Haswell-Refresh-Versionen des E3-1200 v3 ordnen sich in das wüste Intel-Nummernschema ein. Alte und neue Haswells voneinander zu unterscheiden, ist selbst mit einiger Erfahrung schwierig.

Da die Unterschiede zwischen den älteren und den aktuellen Haswell-Chips minimal sind, könnte man argumentieren, dass die Unterscheidung der CPU-Typen auch kaum jemanden kümmern muss. Doch weit gefehlt: Auf LGA1150-Mainboards mit dem falschen BIOS laufen die neuen Haswells nicht. Und das BIOS-Update lässt sich nicht immer mit einem neuen Chip überhaupt einspielen oder es gibt gar keines: Bisher liefert Intel etwa keines für das eigene Mainboard DH87RL. Folglich muss man sich als PC-Bastler derzeit sehr genau informieren, welche Prozessortypen zu welchen Mainboards passen.

Intels verwirrende Prozessornamen (4 Bilder)

Tyan erfindet drei neue Intel-Prozessorfamilien

In einer Pressemitteilung erfindet Tyan den "Xeon E5-1300 V3", weiter unten den "Xeon E3-1300 V3" und zwischendrin den "Xeon Core i3/i5/i7". Letzteres ist besonders tĂĽckisch, weil mit einem Core i5 oder Core i7 auf einem LGA1150-Serverboard Funktionen wie ECC-Speicherschutz nicht funktionieren - anders als eben mit einem Xeon E3-1200 v3 oder einem Core i3. (Screenshot: Pressemitteilung von Tyan)

Bei Intel steigen auch nicht mehr alle Mitarbeiter durchs CPU-Wirrwarr durch. Die Fehler in den öffentlichen Preislisten sind zwar weniger geworden, aber einige stehen noch drin – etwa bei besagten E3-Xeons. In der Zwischenüberschrift stehen längst ausgestorbene CPU-Fassungen für diese Single-Socket-Serverprozessoren, die LGA1366- und LGA1156-Typen sind Schnee von Vorgestern und Vor-Vorgestern. Auch die Atom-Celerons, also Celeron-Typen mit dem Silvermont- beziehungsweise Bay-Trail-Innenleben, verwirren die Preislisten-Autoren: Celeron J1800 und J1900 tauchen hier als Atoms auf, ebenso der Pentium J2900. Die Fehler bestehen schon seit Herbst 2013. Es wäre an der Zeit, dass Intel mal über eingängigere Bezeichnungen nachdenkt. (ciw)