Diskrete Schaltungen im Rückzug

Wer zum Test des IO-Subsystems eines Handcomputers einen variablen Frequenzgenerator zusammenbaut, tut das normalerweise mit einem NE555 oder einem ähnlichen Bauelement. Das dachte zumindest die mobile Denkfabrik.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Tam Hanna

Wer zum Test des IO-Subsystems eines Handcomputers einen variablen Frequenzgenerator zusammenbaut, tut das normalerweise mit einem NE555 oder einem ähnlichen Bauelement. Das dachte ich zumindest, bis ich beim Einkauf des besagten Chips mein blaues Wunder erlebte.

Der Distributor meines Vertrauens – normalerweise hat das Unternehmen alles, was das Herz des Elektronikers begehrt – teilte mir lapidar mit, dass das einstige Standardbauelement heute nur mehr selten verwendet wird. Aus diesem Grund war eine Bestellung im Ausland notwendig, die einige Zeit in Anspruch nahm.

Als Alternative wurde die Nutzung eines Microcontrollers mit 8 Pins aus dem Hause Microchip angeraten. Die preislich ähnliche Komponente sei flexibler und lässt sich (so der Distributor) leichter parametrieren. Wer sich mit dem NE555 auskennt, kann diese Weisheit sofort widerlegen. Rheostaten erlauben das schnellere Einstellen der Frequenz: Das Neuprogrammieren der MCU nimmt weitaus mehr Zeit in Anspruch.

Es steht außer Frage, dass die Realisierung komplexer analoger Reglerschaltungen heute nur noch im Ausbildungs- und HiFi-Bereich sinnvoll ist: Eine Platine mit 60 Operationsverstärkern ist wesentlich teurer als eine kleine MCU, die mit relativer Sicherheit mehr leistet und außerdem einfacher “neu zu programmieren” ist.

Trotzdem ist "Pragmatismus" auch hier fehl am Platz. Es gibt Situationen, in denen eine analoge Schaltung einfacher, weniger aufwendig oder schlicht "kommoder" ist als ihr digitales Äquivalent. In diesem Fall ist derjenige von Vorteil, der gewisse Elektronikgrundkenntnisse mitbringt.

Nutzen Sie noch diskrete Bauelemente? Oder wird bei Ihnen mittlerweile alles per Mikrocontroller geregelt? ()