LCD-TV mit 100 Hz von Aldi im Kurztest

Seit dem 4. Dezember hat Aldi wieder einen LCD-Flachbildfernseher mit 80 Zentimetern Diagonale im Angebot. Zum Preis von 500 Euro bietet der Discounter kein 0815-Gerät an, sondern einen 100-Hz-Fernseher.

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Seit dem 4. Dezember hat Aldi – sowohl Nord als auch Süd – wieder einen LCD-Flachbildfernseher mit 80 Zentimetern Diagonale im Angebot. Der Preis von 500 Euro macht den Medion Life X15002 (MD30338) noch nicht zum Schnäppchen, denn für diesen Preis findet man auch in anderen Märkten etliche 80-Zentimeter-Flachbildfernseher. Doch Aldi bietet hierfür kein 0815-Gerät an, sondern einen 100-Hz-Fernseher.

Mit dieser Technik lässt sich die bei LC-Displays problematische Bewegungsunschärfe verbessern: Zu den PAL-typischen 50 Bildern pro Sekunde werden noch einmal 50 Zwischenbilder erzeugt, um mit der höheren Bildfrequenz die Schärfe bei bewegten Bildern zu erhöhen. Während man in den Anfangszeiten der LCD-Fernseher auf das HD-ready-Logo geschaut hat, um keine veraltete Technik zu bekommen, gilt heute 100 Hz als Synonym für fortschrittliche Technik.

Der Life X15002 aktiviert die 100-Hz-Technik nur bei Standard-PAL-Signalen.

In einem Kurztest untersuchten wir, inwieweit der Life X15002 diesem Anspruch gerecht wird. Bei PAL-Auflösung im TV-Betrieb und auch am digital angeschlossenen DVD-Spieler mit einer Auflösung von 576p funktioniert der 100-Hz-Betrieb recht gut: Bei einem gemächlichen Kameraschwenk über eine Häuserfassade bleiben Fenster und Türen weitgehend scharf und ruckeln dank der Zwischenbildberechnung kaum. Bei schnelleren Schwenks stockt die Darstellung dagegen unregelmäßig in groben Schritten. An kontrastreichen Kanten treten hier und da wolkenartige helle Geisterbilder auf, sogenannte Halos. Personen im Vordergrund wirken teils wie ausgeschnitten (Soap-Effekt). Insgesamt arbeitet die Technik nicht so effektiv wie bei den aktuellen Premium-TV-Geräten, aber man erkennt eine deutliche Verbesserung gegenüber dem "Normalbetrieb" mit 50 Hz.

Sobald man den Fernseher allerdings mit HD- (720p) oder Full-HD-Signalen (1080i oder 1080p) betreibt, schaltet die Elektronik die 100-Hz-Technik beziehungsweise "Movie sense", wie sie im Menü bezeichnet wird, ab. Anscheinend reicht die Leistung des eingesetzten Bildprozessors nicht aus, um auch bei höheren Auflösungen Zwischenbilder zu berechnen. Für den Anwender bleibt nur die Wahl, auf die Vorteile der 100-Hz-Technik oder auf höhere Auflösungen zu verzichten, also mit gröber abgestuften Bildern zu leben.

Unklar ist, warum der Fernseher selbst beim normalen TV-Betrieb die Zwischenbildberechnung abschaltet, sobald man ein anderes Format – etwa Panorama, 14:9 oder Zoom mit Untertiteln – wählt, da der Prozessor hierbei kaum einer höheren Belastung ausgesetzt sein dürfte.

Am Blu-ray-Player akzeptiert der Medion-Fernseher auch direkt ausgegebene HD-Filmsequenzen mit 24 Bildern pro Sekunde (1080p/24). Allerdings bleibt auch hierbei die 100-Hz-Technik inaktiv und die Umrechnung auf die 60-Hz-Bildwiederholfrequenz fĂĽhrt bei Kameraschwenks zu Mikroruckeln.

Insgesamt liefert der Bildschirm eine kontrastreiche Darstellung mit neutralen Farben. Hauttöne geraten hier und da etwas rötlich, ein grüner Rasen sieht etwas matt aus, ansonsten gelingt dem Display die Farbmischung aber gut. Auch Grautöne gibt der Medion-Fernseher neutral wieder. Am HDMI-Port unterstützt er allerdings keinen erweiterten Farbraum. Ist beim Zuspieler ein solcher aktiviert, saufen die unteren 16 Graustufen ab und lassen sich auch mit dem Helligkeitsregler nicht mehr wiederherstellen.

Bei Bewegungen im Bild verwischen feine Strukturen, ein Stoppelbart mutiert dann beispielsweise zu einer grauen Fläche. Zudem wird die Darstellung stets rundum beschnitten (Overscan) und am DVD-Player obendrein leicht verzerrt skaliert, sodass Gesichter etwas zu breit erscheinen. Stellt man das Format auf "Zoom mit Untertiteln", stimmen die Proportionen. Dann muss der Zuschauer aber einen noch größeren Bildbeschnitt in Kauf nehmen und auf die 100-Hz-Technik verzichten.

Die Qualität im TV-Betrieb hängt ganz entscheidend von den eingespeisten Signalen ab. Bei einem verrauschten Analogsignal ziehen sich auf einfarbigen Flächen immer mal wieder Querstreifen übers Bild, im DVB-T-Betrieb machen Klötzchenartefakte dem Fernseher das Leben schwer. Besser wird die Darstellung bei Verwendung von externen digitalen Satteliten- oder Kabelempfängern und digitaler Signaleinspeisung über HDMI.

Das IPS-Panel im Life X15002 weist ein gute Blickwinkelabhängigkeit auf. Im erweiterten Blickfeld lieferte er noch einen Kontrast von 280:1.

Es ist kaum empfehlenswert, den Bildschirm über den digitalen HDMI-Eingang mit dem PC zu verbinden. Zwar kann das Display alle gängigen Auflösung zur Anzeige bringen, aber nur irgendwie: Bei SVGA (800 × 600) und XGA (1024 × 768) wird die Darstellung an den Rändern beschnitten, bei seiner Displayauflösung (1366 × 768) komprimiert der Fernseher die Darstellung auf etwa die halbe Bildschirmfläche. Etwas besser sieht es bei 1600 × 900 aus, hier nutzt das Display immerhin fasst drei Viertel der Schirmfläche aus.

Auch am analogen Sub-D-Eingang kommt es nicht zu einer punktgenauen Darstellung: Bei 1360 × 768 Bildpunkten zieht er das Bild auf volle Breite auf, sodass er ein Punkteraster nur mit Moire-Muster anzeigen kann. Schriften wirken hierdurch stets etwas zu fett und verschwommen.

Mit drei HDMI-Eingängen und zwei TV-Tunern (Kabel analog, DVB-T) ist der Fernseher durchschnittlich ausgestattet. Die Verarbeitung ist nicht gerade hochwertig: Das Gerät neigt auf dem etwas labil scheinenden Metallfuß bei Erschütterung leicht zum Schwingen. Zum Lieferumfang gehört eine Universalfernbedienung, mit der sich auch andere Geräte wie DVD-Spieler oder Receiver steuern lassen sollen. Sie liegt gut in der Hand und ist übersichtlich gestaltet. Einige Tasten sind jedoch reichlich klein geraten und erfordern viel Fingerspitzengefühl.

Da das Onscreen-Menü nicht an Funktionen überquillt, hinterlässt es einen aufgeräumten Eindruck – hier findet man sich schnell zurecht. Allerdings sind die Menüs für Analog- und Digital-TV nicht aus einem Guss, der Digital-Tuner bringt seine eigene Oberfläche mit. Etwas umständlich gerät die Sortierung der digitalen Kanäle in der Senderliste: Sie lassen sich nur tauschen, indem man für den neuen Listenplatz die gewünschte Zahl eingibt. Bei der Formatumschaltung kann man für die Autofunktion vorwählen, ob ein 4:3-TV-Bild im 4:3-, Panorama- oder Vollformat angezeigt werden soll.

Die Lautsprecher sind beim Life X15002 unterhalb des Bildschirms in einer schmalen Zeile angeordnet. Sie liefern einen klaren und auch bei hohen Pegeln unverzerrten Sound. Bei Nachrichtensendungen, Talkshows oder TV-Serien reicht die Tonqualität vollkommen aus. Für Rockkonzerte oder Blockbuster ist die Basswiedergabe jedoch zu schwach, da muss man zur Unterstützung schon die Stereo-Anlage zuschalten.

Medions Life X15002 ist sicherlich keine schlechte Wahl, wenn man nicht mehr als 500 Euro für einen Flachbildfernseher ausgeben möchte. Er liefert eine seinem Preis entsprechende gute Darstellung. Ausstattung und Verarbeitung sind ebenfalls standesgemäß. Wer allerdings hofft, ein Gerät mit allen Vorteilen der 100-Hz-Technik zu ergattern, wird enttäuscht. Die Zwischenbildberechnung funktioniert nur, wenn man den Fernseher mit Standardkost füttert. Höhere Auflösungen oder abweichende Formateinstellungen bremsen die Zwischenbildberechnung aus. Wer einen Blu-ray-Player oder einen HD-Receiver anschließen will, muss weiterhin noch ein paar Euro drauflegen, um in den vollen Genuss von ruckelfreier HD-Wiedergabe zu kommen. Für den Betrieb am PC taugt der Life X15002 im Grunde gar nicht – außer, man setzt auf die unzeitgemäße Analogtechnik. (pen)