Konferenz gegen "Internetausdrucker": SIGINT in Köln gestartet

"Uns ist aufgefallen, dass der politische Diskurs unter den 'digital natives' einen immer größeren Umfang annimmt", hieß es zum Start der neuen Konferenz des Chaos Computer Club.

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Von
  • Torsten Kleinz

Die Heart Of Gold ist im Rheinland gelandet: Im Kölner Mediapark hat der Chaos Computer Club (CCC) seine neue Konferenz SIGINT gestartet. Noch bis Sonntag geht es in über 70 Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden um Überwachung, politische Mitwirkung und gesellschaftspolitische Utopien.

"Wir betrachten die SIGINT als Experiment", erklärte Veranstalter Jens Ohlig zu Beginn der Konferenz: "Uns ist aufgefallen, dass der politische Diskurs unter den 'digital natives' einen immer größeren Umfang annimmt." Der alljährlich stattfindende Chaos Communication Congress könne die vielen politischen Implikationen des kreativen Umgangs mit Technik nicht mehr allein fassen. Mit der neuen Konferenzreihe will der CCC sich ganz auf die politischen Fragen des digitalen Zeitalters konzentrieren und neue Zielgruppen außerhalb der technikzentrierten Hacker-Gruppen ansprechen.

Ohlig warnte in seiner Keynote vor der immer weiter fortschreitenden Überwachung in demokratischen Staaten. "China bezeichnet sich selbst als 'Demokratische Volks-Diktatur'. Ganz soweit sind wir in Deutschland noch nicht, aber wir sind auf dem Weg dazu", erklärte Ohlig. Grund dafür sei unter anderem, dass Politiker bis heute das Internet nur als weiteres Medium, nicht aber als Lebensraum verstünden. Diese "Internet-Ausdrucker" setzten zur Kontrolle und Machtausübung Techniken ein, die sie nicht ganz verstünden.

Zentrales Thema in Köln sind die von der Bundesregierung geplanten Internet-Sperren gegen Kinderpornografie. "Man startet in die Debatte mit einem sehr großen Handicap", sagte Ohlig. So müssten die Gegner der Pläne der Bundesregierung erst erklären, dass sie nicht Kinderpornografie unterstützen wollten, sondern sich lediglich gegen ein gefiltertes Internet aussprechen. Ohlig warnte vor unbeabsichtigte Konsequenzen des geplanten Gesetzes, ist für Ohlig gewiss: Das beliebte Rickrolling, bei dem ahnungslose Websurfer auf bestimmte Webseiten gelockt werden, würde durch die Stopp-Schilder der Bundesregierung auf eine neue Ebene gehoben: "Man kann den Leuten nicht nur Rick-Astley-Videos zuschicken, sondern direkt bei dem BKA anschwärzen", sagt Ohlig.

In Köln wird auch die Organisation eines Arbeitskreises Zensur nach dem Vorbild des Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung diskutiert, der Maßnahmen gegen die geplanten Netz-Sperren koordinieren will. Höhepunkte der Konferenz sind unter anderem die Keynote von Felix "FX" Lindner, der sich am Samstag mit den Sicherheitslücke in CISCO-Routern beschäftigt, und der Vortrag des Digital-Aktivisten Nick Farr, der mit "Cloud Banking" eine Alternative zum jetzigen Bankensystem aufzeigen will. (Torsten Kleinz) / (jk)