Elektronisches Auge lässt Blinde wieder sehen
Forscher des New Yorker Dobelle-Instituts ermöglichen vollständig Erblindeten mit Hilfe von Video- und Computertechnik optische Wahrnehmungen.
Forschern des New Yorker Dobelle-Instituts ist es gelungen, vollständig Erblindete sehen zu lassen. Wie das Institut heute mitteilte, waren Experimente mit einem "Dobelle-Auge" erfolgreich, das Patienten ohne natürliches Sehvermögen eine visuelle Orientierung ermöglicht.
Das kĂĽnstliche Auge besteht aus einer Miniatur-Videokamera, einem Ultraschall-Entfernungsmesser und einem Subnotebook. Kamera und Entfernungsmesser sind auf ein Brillengestell montiert und mit dem Rechner verbunden. Vom Computer werden die Video- und Distanzsignale in elektrische Impulse umgesetzt und an 68 Platinelektroden weitergeleitet. Diese sind mit dem Sehzentrum im Gehirn des Patienten verbunden. Die Reizung des Sehzentrums verschafft Blinden einen "Tunnelblick". Dabei nehmen sie ein Feld von etwa 20 mal 8 Zentimetern in einer Entfernung von einem halben Meter wahr. Ersetzt man die Videokamera durch eine spezielle Multimedia-Bildquelle, kann der Patient sogar fernsehen oder einen Computer benutzen.
Laut Aussage von William H. Dobelle, Gründer des Instituts und Leiter der Forschungsgruppe, ist es derzeit theoretisch möglich, das Sehzentrum mit maximal 512 Elektroden zu verbinden. Je höher die Zahl der Elektroden, desto besser sei das Auflösungsvermögen der Apparatur. Selbst bei kontinuierlicher Weiterentwicklung könne man jedoch nicht damit rechnen, dass das Dobelle-Auge in absehbarer Zeit für komplexe Tätigkeiten wie etwa das Autofahren ausreiche.
Für die Verbesserung der Sehhilfe setzen die Forscher vor allem auf den Einsatz von mehr Elektroden, schnelleren Computern und besseren Algorithmen zur Umsetzung von Video- und Distanzsignalen in elektrische Impulse. Der vollständige Forschungsbericht Dobelles erscheint in der aktuellen Ausgabe des American Society of Artificial Internal Organs Journal.
Ein ausfĂĽhrlicher Bericht zu diesem Thema findet sich Online-Magazin Telepolis. (chr)