Webseiten mit Kinderpornografie lassen sich schnell aus dem Internet entfernen

Alvar Freude vom AK Zensur hat nach eigenen Angaben demonstriert, dass ein direktes Vorgehen gegen Webseiten mit kinderpornografischen Angeboten effektiv sein kann: 60 Kinderporno-Seiten wurden innerhalb von 12 Stunden aus dem Web genommen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Alvar Freude vom Arbeitskreis gegen Internetsperren und Zensur (AK Zensur) berichtet, er habe 60 kinderpornografische Internetangebote löschen lassen können, wofür er gerade einmal 12 Stunden Zeit brauchte. Einen ähnlichen Versuch unternahm vor einiger Zeit bereits die Kinderschutzorganisation Carechild und kam zu vergleichbaren Ergebnissen (siehe dazu auch den Artikel Verschleierungstaktik, Die Argumente für Kinderporno-Sperren laufen ins Leere in c't 9/09)

Mit einem automatischen Verfahren hat Alvar Freude nach eigenen Angaben verschiedene europäische Sperrlisten durchsucht und 349 Provider in 46 Ländern über die 1943 dort aufgeführten Webseiten informiert. 250 Provider haben auf die Anfrage von Alvar Freude geantwortet, wobei sie allerdings überwiegend legale Inhalte auf den durch die Listen gesperrten Webseiten gefunden hätten. Das habe Freude durch Stichproben bestätigen können: "Bei der überwiegenden Mehrheit der Webseiten, darunter einigen aus Deutschland, zeigte sich bei der Überprüfung durch den Provider, dass die Webseiten kein kinderpornografisches, teils überhaupt kein irgendwie beanstandbares Material enthielten - die Webauftritte waren folglich zu Unrecht gesperrt. In Finnland werden zudem auch mehrere inländische Webseiten blockiert, die sich kritisch mit den dortigen Internet-Sperren auseinandersetzen."

Die Provider hätten in aller Regel schnell reagiert und teils schon nach wenigen Minuten Seiten mit Kinderpornografie vom Netz genommen. Drei der vom Netz genommenen Webseiten befanden sich auf deutschen Servern. Teilweise handelte es sich um Webseiten, die gehackt waren, um dort ohne Wissen der Betreiber illegale Inhalte zu verbreiten.

Ergeben hat sich auch, dass die Provider bislang nicht unterrichtet worden waren, dass sich auf ihren Servern Webseiten befinden, die auf Sperrlisten aufgeführt sind. Wie die Aktion zeigte, könnte man mit relativ geringem Aufwand vermutlich einen Großteil der Webseiten mit kinderpornografischen Inhalten durch die Provider löschen lassen, die überwiegend zur Kooperation bereit sind: "Die Abschaltung von Webauftritten mit kinderpornografischen Inhalten dauert nicht länger als die Übermittlung einer Sperrliste", meint Alvar Freude. "Dies führt die Argumentation der Befürworter des bloßen Sperrens ad absurdum – es gibt keinen sachlichen Grund, strafbare Inhalte im Netz zu belassen und sie für alle einschlägig Interessierten mit minimalem Aufwand weiterhin zugänglich zu halten."

Zu den Plänen für ein Gesetz zu Web-Sperren gegen Kinderpornografie brachte c't in Ausgabe 12/09 einen auch online abrufbaren Kommentar:

Siehe dazu auch:

(fr)