Transmeta: Die große Enthüllung
Heute um 17:30 MEZ beginnt das mit großer Spannung erwartete "Launch-Event" des Transmeta-Prozessors Crusoe.
Heute Abend ist es so weit: Um 17:30 MEZ (Ortszeit 8:30) beginnt das mit großer Spannung erwartete "Launch-Event" des Transmeta-Prozessors Crusoe, den schon seit Monaten Wolken von Spekulationen umhüllen. Über drei Jahre haben die inzwischen rund 250 Mitarbeiter unter der Leitung des ehemaligen Sun-Entwicklungsleiters David Ditzel im Geheimen herumgewerkelt, ohne dass viel Konkretes nach außen gedrungen wäre.
In dem für eine Startup-Company ungewöhnlich großen Mitarbeiterstab tummelt sich eine Vielzahl bekannter Namen aus der Prozessor- und Betriebssystemszene wie Jim Chapman (ehemals Cyrix), Robert Collins (ehemals Texas Instruments und als Herausgeber der Website www.x86.org heftig mit Intel aneinander geraten) und vor allem auch Linus Torvalds, Schöpfer und Mentor von Linux. Hinter der Firma stehen bekannte Investoren wie der Microsoft-Mitbegründer und Milliardär Paul Allen.
Die meisten Spekulationen über den Prozessor basieren auf diversen Patenten, die ein grobes Licht auf mögliche Implementierungen werfen. Danach dürfte es sich um eine Hardware/Software-Kombination handeln, die auf einem vergleichsweise einfachen VLIW-Prozessor (Very Long Instruction Word) aufsetzt, der für das Emulieren eines anderen Prozessors (derzeit x86) optimiert ist: so genanntes Code-Morphing. Die Crusoe-Kombination ist gemäß den veröffentlichten Patenten in der Lage, zur Laufzeit häufig benutzte Codesequenzen Stufe um Stufe zu optimieren und fertige Übersetzungen in einem Cache abzulegen. Software mit wenigen großen Schleifen wird dann vergleichsweise langsam ablaufen, solche mit vielen kleinen hingegen recht schnell, möglicherweise viel schneller als auf einem aktuellen Pentium III.
Ein wesentlicher Vorteil der Kombination dürfte der niedrige Stromverbrauch des Crusoe-Prozessors sein, der auf unter 2 W bei vielleicht 500 bis 600 MHz geschätzt wird. Das macht die vermutlich unter Linux laufende Emulation für den mobilen Einsatz besonders attraktiv, also für Notebooks und PDAs und andere "Information Appliances". Wahrscheinlich emuliert Crusoe gleich einen kompletten PC und nicht nur den Prozessor. Das könnte zu weiteren Einsparungen in der Hardware führen.
Alle diese Spekulationen hat c't im Laufe der Zeit schon veröffentlicht (und auch Prozessornamen, Launch-Termin und Zielmarkt lange vor allen andern bekannt gegeben), doch Transmeta hat verlauten lassen, dass es noch Überraschungen geben werde. (as)