Kostenlos surfen
In Berlin ist der erste völlig kostenfreie, werbefinanzierte Internetzugang an den Start gegangen - aber (noch) nicht für alle und (noch) nicht unbegrenzt.
In Berlin ist der erste völlig kostenfreie, werbefinanzierte Internetzugang an den Start gegangen - aber (noch) nicht für alle und (noch) nicht unbegrenzt. Schluss machen mit all den irreführenden Angeboten, die bislang einen kostenlosen Internetzugang versprochen haben, will der Elmshorster Zugangsprovider Talkline, der im November vergangenen Jahres "Internet by Call" in Deutschland salonfähig gemacht hat, zusammen mit der Berliner Novaville AG und dem Deutschen Jugendherbergswerk (DJH): Die drei Kooperationspartner gaben heute den Startschuss für den ersten "völlig kostenfreien Internetzugang". "Wenn wir von kostenlos sprechen, dann meinen wir kostenlos", betont André Sonder, Marketingchef des Startup Novaville. Das DJH-Freeweb sei ein Startversuch mit einer "attraktiven Zielgruppe". Man wolle das Angebot aber schnell ausbauen.
Die Sache hat allerdings wie üblich ein paar Haken: Das Angebot gilt momentan nur für "treue Mitglieder" des DJH in Berlin und Brandenburg. Nur wer fünf Jahre und länger dabei ist, kann die für den Start ins DJH-Freeweb benötigte Software unter www.djh.de beantragen. Die Auserwählten - rund 5000 von den insgesamt 1,7 Millionen DJH-Mitgliedern - dürfen dann monatlich zehn Stunden lang umsonst ins Netz. Zahlen müssen sie dafür mit nichts weiter als mit ihrer Aufmerksamkeit, denn nach der Einwahl zum Provider taucht automatisch ein bewegliches Werbefenster in der Größe einer Visitenkarte auf dem Bildschirm auf, das weder weggeklickt noch durch andere Programmfenster überdeckt werden kann.
Im Hintergrund läuft für die "garantierte Werbeeinblendung", die zudem auf die Interessen des jeweiligen Surfers genau zugeschnitten sein soll, ein kompliziertes Verfahren ab, für das sich Novaville unter den Namen "Personal Ad" auch ein Patent gesichert hat: Der Nutzer wählt zunächst aus Bereichen wie Sport, Unterhaltung oder Urlaub Themengebiete aus, über die er "informiert" werden möchte. Sein Profil wird zusammen mit soziodemographischen Daten nach dem Einwählen in den Dienst an den Personal-Ad-Server weitergeleitet, der dazu passende Werbeeinblendungen auswählt. Um den Datenschutzansprüchen der Nutzer und den Bedürfnissen der Werbewirtschaft gleichzeitig Rechnung zu tragen, würden dabei keine personenbezogenen Angaben übertragen, erklärt Thomas Simmons, Vorstandsvorsitzender von Novaville. "Der Einwahlknoten vergibt eine IP-Nummer, die nichts mit der Person des Nutzers zu tun hat." Die Anonymität bleibe so auf jeden Fall gewahrt. (Stefan Krempl)
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