Studie: Forschungsergebnisse werden vermutlich häufig manipuliert

Bekannt gewordene Betrugsfälle in den Wissenschaften sind möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs, so das Ergebnis einer Studie.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 128 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Die meisten Manipulationen, die Wissenschaftler vornehmen, um ihre Forschung besser zu präsentieren, für eine Veröffentlichung aufzuhübschen oder ihren Geldgebern anzupassen, werden nicht bekannt werden. Daniele Fanelli von der University of Edinburgh hat in einer Studie, die in der Open-Access-Zeitschrift PLoS ONE erschienen ist, eine erste Metaanalyse von Umfragen unter Wissenschaftlern durchgeführt. Betrügereien oder Fälschungen sind demnach gar nicht so selten, besonders anfällig ist dafür die medizinische und pharmazeutische Forschung.

Um die Umfragen, die in einigen Ländern unter Wissenschaftlern unterschiedlicher Fächer mit unterschiedlichen Methoden und Fragen ausgeführt wurden, vergleichbar zu machen, konzentrierte sich Fanelli auf die Angaben der Wissenschaftler, die zugaben, ein bestimmtes Fehlverhalten zumindest einmal schon begangen zu haben oder einen Kollegen zu kennen, der dies gemacht hat. Allerdings macht Fanelli deutlich, dass wissenschaftliches Fehlverhalten schwer zu definieren ist. Für seine Metaanalyse wertete er 18 Umfragen aus, die er als hinreichend kompatibel erachtete.

Durchschnittlich gaben 1,97 Prozent der Wissenschaftler zu, dass sie zumindest einmal Daten verändert oder fabriziert hatten, um das Ergebnis einer Studie zu verbessern oder die Ergebnisse den Anforderungen des Geldgebers anzupassen. Das ist sehr "konservativ", meint Fanelli. Er geht davon aus, dass Wissenschaftler schon aus dem Selbstverständnis ihres Berufs heraus kaum geneigt sind, direkten Betrug zuzugeben. 33,7 Prozent räumten hingegen ein, dass sie andere fragwürdige Tricks eingesetzt haben, beispielsweise Informationen zu verschweigen, die den eigenen Ergebnissen widersprechen, oder Beobachtungen oder Daten nicht einzubeziehen, weil die Wissenschaftler das Gefühl hatten, dass sie nicht richtig sein könnten.

14 Prozent sagen aber, sie würden einen Kollegen kennen, der Daten fabriziert, verändert oder verfälscht hat, 72 Prozent bezichtigen ihre Kollegen, fragwürdige "Verbesserungen" vorgenommen zu haben. Das mag allerdings ebenso übertrieben sein, wie das Eingeständnis der selbst begangenen Manipulationen untertrieben ist. Das Misstrauen den Kollegen gegenüber scheint aber hoch zu sein.

Siehe dazu auch in Telepolis:

(fr)