Erste Eindrücke von Bing

Bing überzeugt mit brauchbaren Ergebnissen und einer Reihe von nützlichen Funktionen, die man bei Google nicht findet.

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Nachdem Microsoft gestern Bing gestartet hat, kann jedermann sich jetzt ein Bild von den Funktionen der neuen Suchmaschine machen. Allerdings muss man dafür die amerikanische Version benutzen, da die deutsche Version von Bing viele wesentliche neue Funktionen nicht enthält. Um dauerhaft auf die US-Version zu wechseln, klickt man in der Navigation oben rechts auf "Deutschland" und anschließend auf "USA - Englisch". Alternativ lässt sie sich unter der Adresse http://www.bing.com/?mkt=en-us auch direkt ansteuern. Auch andere nicht-amerikanische Versionen wurden offenbar bis zum Start nicht komplett fertig, etwa die britische.

In unseren ersten Tests lieferte die Volltextsuche hauptsächlich relevante Ergebnisse ohne Spam. Bereits beim Formulieren der Abfrage hilft eine Autovervollständigungsfunktion. Fährt der Benutzer mit der Maus über die Ergebnisse, so blendet Bing rechts kurze Inhaltsschnipsel der jeweiligen Treffersites und weitere Verweise auf die Site ein – eine Hilfe, um mehr über die Trefferseiten zu erfahren, ohne die Suchergebnisliste verlassen zu müssen.

Microsoft will seine neue Suchmaschine als Entscheidungsmaschine verstanden wissen, die zum Beispiel bei Kaufentscheidungen oder bei der Reisevorbereitung hilft. Eine Recherche zum Beispiel nach einer Stadt wie Berlin demonstriert die Funktionsweise: Links neben den Suchtreffern präsentiert Bing eine Reihe von Such-Einschränkungen, unter anderem "Map", "Hotels" "Travel" et cetera. Diese Einschränkungen bezieht Bing bereits bei der Zusammenstellung der ersten Trefferseite mit ein. Nach fünf Treffern zur allgemeinen Abfrage listet Bing jeweils drei Treffer zu den spezielleren Recherchen.

Links neben den Resultaten bietet Bing außerdem verwandte Suchbegriffe sowie die Suchhistorie an, die sich mit einem Klick wieder löschen oder komplett deaktivieren lässt. Einzelne Fragen beantwortet Bing direkt. Wer etwa eine Flugnummer wie UA875 oder etwa New Year's Day ins Suchfeld tippt, dem präsentiert Bing vor den anderen Treffern aktuelle Fluginformationen respektive ein kurzes Exzerpt aus dem betreffenden Artikel der hauseigenen Encarta-Enzyklopädie. Zu etlichen Recherchen präsentiert Bing Unified-Search-Ergebnisse, also unter anderem Bilder oder Videos.

Die Suchfunktionen für Bilder und Videos gehören zu den Stärken von Bing. Die Bildersuche präsentiert eine selbstverlängernde Übersicht: Scrollt der Benutzer herunter, so lädt Bing dynamisch weitere Bilder nach. Der Anwender kann die Größe der Vorschaubilder ebenso vorgeben wie Filter. Bing filtert nach Größe und Layout ebenso wie danach, ob es sich um Fotos oder Illustrationen handeln soll. Fährt die Maus auf die Miniatur, so vergrößert Bing sie und zeigt weitere Informationen zum Bild an, etwa die Größe oder die Herkunfts-Site.

Für viel Furore hat die Video-Suche gesorgt. Sie startet, wenn der Benutzer mit der Maus über die Vorschau-Miniatur fährt, sofort einen kurzen Zusammenschnitt des Videos. Insbesondere die Multimediasuchen zeigen die ungeheure Performance der neuen Suche. Gerade kurz nach dem Launch darf man von einem Ansturm auf den neuen Dienst ausgehen; wir haben jedoch keine Beeinträchtigungen bemerkt.

Alles in allem überzeugt Bing mit brauchbaren Ergebnissen und einer Reihe von nützlichen Funktionen – die man bei Google nicht findet. Laut Microsoft-Chef Steve Ballmer ist der neue Suchdienst "ein wichtiger erster Schritt in unserem langfristigen Bemühen, Innovationen für die Internet-Suche zu liefern". Microsoft ist gut beraten, zügig nachzulegen.

So sollte man die neuen Funktionen so schnell wie möglich auch in den Nicht-US-Versionen von Bing veröffentlichen; die abgespeckte deutschen Version lockt keine Katze hinter dem Ofen hervor, sondern verprellt eher die hiesige Nutzerschaft. Auch stimmt nach wie vor das Umfeld nicht: Microsoft muss sein mitunter konfuses Web-Angebot aufräumen. Mit Bing wird das Chaos aber zunächst einmal größer, denn so eingängig der Name sein mag – Mirosoft hat jetzt mit Live und MSN drei große Online-Marken.

Benutzer, die Hilfe suchen, finden recht knapp geratene Hilfe-Seiten unter help.live.com. Das Microsoft-Marketing hat außerdem eine eigene Produktseite bereitgestellt, die die Funktionen im Detail erklärt, discover bing. Dort sind die Beispiele aber in einem Frame gefangen. (jo)